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wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit schliessen dürfen: zugleich mit dem Schreiben vom 1. August überbrachte Theron mündlich die ersten Eröffnungen Oranien’s, welche im weiteren Verfolg die Vereinbarung über die That vom 4. September herbeiführten.

Nicht so vorbehaltlos, wie das bisher besprochene Eingreifen Oranien’s und seiner Umgebung, lässt sich die andere oben aufgeworfene Frage, wer denn unter den Staatsmännern der südlichen Provinzen abgesehen von Hese zu den Urhebern des Staatsstreiches gehörte, erledigen. Einerseits treten allerdings am und nach dem 4. September die an der Action Betheiligten deutlich erkennbar hervor; aber innerhalb ihres Kreises muss man unterscheiden zwischen den eigentlichen Urhebern und den Werkzeugen, und wieder innerhalb des Kreises der Urheber zwischen denjenigen, die das Werk in Verhandlungen mit Oranien vorbereitet hatten, und solchen, die nicht direct mit Oranien, sondern nur mit dessen Brabanter und Brüsseler Freunden im Einvernehmen standen. So tritt neben Hese als Haupturheber der Abt von St. Gertrud, Johann van der Linden, hervor, und doch erklärt Oranien erst am 16. October dem Herzog von Arschot[1]: er sei bereit, mit dem Abt von St. Gertrud zu berathen, und am 19. October finden wir dann einen Brief Oranien’s an den Abt[2], der den Eindruck einer erst jetzt eröffneten Correspondenz macht. Wie van der Linden unter den zu den Brabanter Ständen gehörigen Mitwissern, so nimmt unter den zur Brüsseler Gemeinde Gehörigen Heinrich von Bloyere eine ausgezeichnete Stellung ein. Und doch erklären die Brüsseler in jener Gesandtschaft von 1584, als derselbe Bloyere Bürgermeister war: noch lebten unter ihnen Einige, die zwar nicht mit in dem Rath gewesen seien, in dem der Staatsstreich beschlossen ward, aber doch so „nahe dabei, dass sie die Zeitung von besagtem Beschluss rasch vernehmen konnten“. Also in das Innere der Verhandlungen mit Oranien wurde auch Bloyere nicht gezogen. Ueberhaupt können wir, abgesehen von Hese, von keinem der sonstigen Theilnehmer mit voller Sicherheit sagen, dass gerade er in die Verhandlungen mit Oranien hineingezogen war[3]. Genug,

  1. De Jonge I S. 264.
  2. Groen v. Pr. I 5 S. 445.
  3. Am ehesten wird man es von denjenigen sagen, die man gleich in den nächsten Wochen nach dem 4. Sept. mit Oranien in Beziehung findet:
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br. 1890, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_033.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)