Seite:De DZfG 1890 03 035.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Thätigkeit folgen, so muss man die Gutachten, welche er an jene Körperschaften, die Aufträge und Briefe, welche er an seine Anhänger und Agenten richtete, im Einzelnen prüfen. Meine Absicht ist es nun, nicht allen verwickelten Wegen seiner Einwirkungen zu folgen, sondern mich auf die an die Generalstaaten gerichteten Bemühungen zu beschränken. Eine genauere Betrachtung derselben gewährt einen Einblick in das, was Oranien in den verschiedenen, rasch aufeinanderfolgenden Abschnitten der Bewegung zu erreichen beabsichtigte und zu erreichen für möglich hielt; sie ist aber nicht anzustellen ohne die Lösung einer Aufgabe, der die declamatorische Geschichtschreibung bisher aus dem Wege gegangen ist, der Aufgabe nämlich einer genaueren zeitlichen Ordnung der vom Fürsten ausgegangenen Schriftstücke. Auf diesen letzteren Punkt lege ich das Hauptgewicht.

Um feste Abtheilungen zu gewinnen, in welche sich die Schreiben Oranien’s einordnen, wird man von vornherein zwei zeitliche Abschnitte unterscheiden müssen. Ein erster empfängt seinen Inhalt von den Verhandlungen über das Genter Bündniss, er reicht bis in die nächsten Tage nach dem 28. October, an dem die Holländischen Deputirten dem Fürsten berichteten, dass der Abschluss (im wesentlichen) erzielt sei[1]. Der zweite ist bezeichnet durch die Ankunft des Don Juan in Luxemburg (3. Nov.), mit welcher die Frage in den Vordergrund tritt, welche Haltung man gegen diesen von Philipp neu ernannten Generalstatthalter beobachten soll; eine vorläufige Grenze kann man für diesen zweiten Abschnitt mit dem 30. November bestimmen. Zum Verständniss der Verhandlungen im Allgemeinen muss man sodann einen Gegensatz immer im Auge halten: die gehorsamen Provinzen, soweit sie in Brüssel vertreten waren, wollten sich gegen Philipp’s ausländische Truppen und sein Willkürregiment wehren, nicht aber von seiner Herrschaft abfallen; Oranien dagegen und Holland-Seeland hatten die Lossagung von Philipp schon Ende 1575 als ihr Ziel aufgestellt und sie nur desshalb noch nicht vollzogen, weil sie keinen Fürsten, der den Titel der Herrschaft übernehmen wollte und ihnen Schutz gegen Spanien gewähren konnte, zu finden vermochten. Diesen

  1. Oranien an die Gesandten in Gent. 1576, Oct. 29. (Groen v. Pr. I, 5 S. 468.) Vgl. Oranien an Gr. Johann, Nov. 1 (a. a. O. S. 473).
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br. 1890, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_035.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)