Seite:De DZfG 1890 03 119.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seyn können. Wie ich dazu gelangen werde, meine Materialien in Ordnung zu bringen? Der Ruhm reizt mich noch weniger als der Gewinn, wie wol letzerer mir äusserst zuträglich wäre, aber ich müsste alsdann die Zeit mit Schreiben verbringen, die ich lieber aufs Lesen verwende. Und dann noch eine Schwierigkeit, ich habe nie geschrieben und verstehe die Kunst zu schreiben gar nicht. Ja wenn Sie mir den Dienst erweisen wollten mit Ihrem geübten Pinsel über das Gemälde herzufahren und es aufzustutzen, ja dann wäre ein Skrupel gehoben“ u. s. w. Indessen wäre es wirklich Halem gewesen, der dem Freunde diesen Dienst erwiesen hätte, wie wäre es zu erklären, dass eben die grosse Masse der höchst interessanten Berichte, die er von Oelsner erhalten hatte, in den “Bruchstücken“ fehlt? Auch wird man bemerkt haben, dass da, wo beide sich berühren, in der Satzbildung und in der Wahl der Worte doch kleine Unterschiede vorkommen. Man hat sich ohne Zweifel zu denken, dass Oelsner, vielleicht mit Benutzung eines Tagebuches (s. o. S. 117 Anm. 1), unter demselben Datum oder rasch hintereinander an mehrere Freunde geschrieben und sich, wie das jedem begegnen wird, gleichartiger Wendungen bedient hat. Wer die „Bruchstücke“ ans Licht gefördert hat, bleibt dunkel. Möglicherweise war es der damals in Frankfurt a. M. weilende Ebel, wie man denn mitunter in bibliographischen Nachschlagebüchern Frankfurt als Ort des Erscheinens der „Bruchstücke“ angegeben findet[1].

Unsere Untersuchung könnte hier abbrechen, wenn es nur eine einzige Auflage der „Bruchstücke“ gäbe. Dies Buch aber hat das merkwürdige Schicksal gehabt, nicht nur nach einem ersten, sondern selbst nach einem zweiten Erscheinen ganz und gar der Vergessenheit anheimgefallen zu sein. Das Dasein einer zweiten Auflage wurde mir bekannt, als ich ein zweibändiges gleichfalls anonymes Druckwerk mit dem Titel „Luzifer oder gereinigte Beiträge zur Geschichte der Französischen Revolution“ zu Gesicht bekam. Der „zweite Theil“ (s. l. 1799, 470 S.) führt den Nebentitel „Historische Briefe über die neuesten Begebenheiten Frankreichs. (Ehemals in den Monaten August, September, October, November, December 1792, Januar, Februar, März 1793 des Journals Minerva abgedruckt.)“ Dies ist nur eine fast wortgetreue

  1. So in Heinsius, Allgemeines Bücherlexikon (1812) I, 442, in Kayser, Vollständiges Bücherlexikon (1835) III, 615.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_119.jpg&oldid=- (Version vom 22.10.2022)