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aus dem Französischen „übersetzt“ bezeichnet war[1]. Schwieriger ist es zu sagen, ob aus demselben Grunde eine Stelle der „Bruchstücke“, die das Briefdatum „27. November 1791“ trägt (S. 192 bis 198), unterdrückt worden ist. Sie hat doch ein sehr persönliches Gepräge und kündigt sich durch nichts als eine Entlehnung aus einem Journale oder einer ähnlichen Vorlage an. Handelt es sich hier um Ausmerzungen ganzer Seiten, so gibt auch der Wegfall von ein paar Worten zu denken. In der ersten Auflage, wo vom Begräbniss Mirabeau’s die Rede ist, liest man S. 301: „Am Begräbnisstage Mirabeaus erschien die Gesellschaft der Jakobiner zum erstenmale ordentlich. Eins der Mitglieder, neben dem ich mich befand, wandte sich zu Lafayette“ u. s. w. In der zweiten Auflage heisst es „öffentlich als Gesellschaft“ statt „ordentlich“. Ausserdem aber fehlen die gesperrten Worte. Man könnte glauben, Oelsner hätte später nicht mehr neben einem Jacobiner figuriren wollen. Dann hätte er aber sein halbes Buch kassiren müssen[2]. Sollte also die Vermuthung abzuweisen sein, dass er oder, wenn nicht er selbst, sein Freund, der erste Herausgeber, hier der Versuchung erlag, den Briefschreiber selbst auftreten zu lassen, um das Interesse des Lesers zu steigern? Etwas anders mag es sich mit einer dramatischen Schilderung der Scene vom 20. Juni 1792 in den Tuilerien verhalten. Nach der ersten Auflage („Bruchstücke“, S. 286–292) wäre Oelsner selbst Zeuge aller Vorgänge gewesen. In der zweiten Auflage („Luzifer“ I, S. 430–441) lässt er sich alles von einem „Augenzeugen“ mittheilen. Dort schliesst der Bericht: „Ich habe da eine treue Schilderung geliefert, von dem, was ich selbst gesehen,“ hier: „Ich habe eine treue Schilderung geliefert, von dem, was ich in Erfahrung bringen konnte.“ Vielleicht hatte Oelsner die Aufzeichnung eines Freundes vorgelegen, die er in Copie nach Deutschland schickte, wo man sie für sein

  1. Die Chronique de Paris von Condorcet, Rabaut St.-Etienne etc. ist auch sonst von Oelsner benutzt. So stammt ein ganzes Stück des Luzifer II, 47–53, eine Kritik des Manifestes des Herzogs von Braunschweig, aus der Nummer vom 2. Aug. 1792, desgleichen II, 94–98 die in Anführungszeichen eingeschlossene Beschreibung der Gefangenschaft des Königspaares im Temple aus der Nummer vom 21. Aug. 1792, II, 129–134, Condorcet’s Urtheil über J. de Bry’s „Tyrannenfänger-Corps“ aus der Nummer vom 28. Aug. 1792.
  2. Oelsner figurirt auch neben Schlabrendorf, Halem u. a. ohne Zweifel ab „étranger“ in der Liste der Mitglieder des Klubs bei Aulard a. a. O. S. LXV.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_123.jpg&oldid=- (Version vom 22.10.2022)