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nur die Anfangsbuchstaben unter die Vorrede drucken lassen solle. „Sie würden mir Unrecht thun,“ schrieb er, „wenn Sie glaubten, dass ich mich schämte, mich zu gewissen Grundsätzen zu bekennen. Nein so was liegt weder in meinem Karakter noch in meiner Denkungsart. Allein indem ich meinen Namen ins Publikum werfe, sieht es aus, als wenn ich nach einer schriftstellerischen Reputation lüstern wäre, die für mich beständig mit weit mehr Dorner [sic] als Rosen besäet sein dürfte“. Ein anderes Mal verwahrt er sich dagegen, die Beschimpfungen der Recensenten oder die Verfolgungen, die ihm bei einer Reise nach Deutschland bevorstehen könnten, zu fürchten. „Aber was ich mit Grund besorge“, fügt er hinzu, „ist meiner Familie, meinem Schwager zu schaden, der schon einige Male meinetwegen gezupft worden ist, endlich auch einem meiner Brüder zu schaden, der in Breslau seine Carrière machen soll… Ich würde, könnte der Name von der Vorrede wegbleiben, mit einer derberen Freimüthigkeit schreiben, als ich es sonst thun kann.“ Das Ergebniss der Berathungen war, dass nur im zweiten Theile des „Luzifer“ an ziemlich versteckter Stelle (S. 427) die Namenschiffre Oelsner’s erschien.

Immerhin bleibt es merkwürdig, dass Niemand darauf verfallen ist, ihm die Autorschaft dieses Buches zuzusprechen, da er doch als Verfasser der Beiträge zur Minerva, die den zweiten Theil des „Luzifer“ bilden, allgemein bekannt ist. Eine Notiz in Varnhagen’s Tagebüchern hätte vielleicht, wenigstens in neuerer Zeit, dies Uebersehen gut machen lassen können, wäre Varnhagen, der ohne Zweifel aus dem Gedächtnisse citirte, nicht das Unglück begegnet, die Worte „Luzifer“ und „Phosphorus“ zu verwechseln[1]. Dass Oelsner selbst aber in seinem späteren Leben von den „Bruchstücken“ wie vom „Luzifer“ nicht viel Aufhebens machte, wird man begreifen. Er hatte noch vor dem Ablaufe des Jahrhunderts zu erfahren, wie anrüchig er in seinem Vaterlande bei den Behörden war. Als er 1798 seine Mutter in

    Menschen der Art zu erwarten steht, so schleudre ich eine Leuchtkugel in seine Zeitung, die seine ganze verächtliche Blösse sichtbar machen soll.“

  1. Varnhagen, Tagebücher XIV, 355. „21. August 1858“, Ueber Oelsner’s Briefwechsel mit v. Halem (s. o. S. 117). „Gern sähe ich seinen Phosphorus wiedergedruckt auch meinen Briefwechsel mit ihm“ u. s. w. Auch dass in Jochmann’s Reliquien mehrmals (I, 30. 279. 285) von Oelsner’s „Fragmenten über die Fr. Revolution“ die Rede ist, hat wunderbarerweise keine Beachtung gefunden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_126.jpg&oldid=- (Version vom 22.10.2022)