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Die Thätigkeit der Französischen Gelehrten erstreckt sich immer mehr auf den sogenannten 100jährigen Krieg zwischen Frankreich und England. Wie viel Arbeiten über diese Periode seit 20 Jahren herausgegeben sind, ist erstaunlich; die Geschichte des 14. und 15. Jahrhunderts ist durch sie gleichsam etwas ganz Neues geworden. Wir wollen zuerst von den Chroniken sprechen. S. Luce hat Band VIII der Chroniques de Froissart herausgegeben[1]. Dieser Band beschliesst das erste Buch und führt die Erzählung bis zum Jahre 1377 fort; der Text und die Lesarten sind durch die Sorgfalt G. Raynaud’s festgestellt. Es wäre wünschenswerth, dass der gelehrte Herausgeber die Arbeit ein wenig beschleunigte, sonst könnte sein Werk leicht unvollendet bleiben. Plan und Anordnung der Ausgabe sind bekannt; jeder Band umfasst 3 Theile: den Text mit den Lesarten, im Anhang die Abweichungen der anderen Redactionen des Werkes, und als Einleitung eine kurze historische Uebersicht, mit reichlichen Anmerkungen versehen. Einige Kritiker haben diese Erläuterungen sogar zu umfangreich gefunden. Wenn einmal ein alphabetisches Register es gestatten wird, mit Leichtigkeit Luce’s Froissart zu benutzen, so dürfte diese Ausgabe eine Fundgrube von unschätzbarem Werth für die Geschichte des 14. Jahrhunderts sein.

Das Journal de Nicolas de Baye, herausgegeben von A. Tuetey[2], bezieht sich auf eine etwas jüngere Zeit; der zweite im Jahre 1888 erschienene Band umfasst die Jahre 1411–1416, das alphabetische Register und eine vorzügliche Einleitung des Herausgebers. Nicolas de Baye übte während 17 Jahre das Amt eines Greffiers im Parlament zu Paris aus und bemerkte in den Registern, die er führen musste, was ihm von wichtigen Ereignissen zu Ohren kam. Die Sprache dieser Bemerkungen ist zuweilen ziemlich sonderbar und erinnert an die Rechtssprache jener Zeit; aber Nicolas de Baye, ein grosser Freund des Nicolas de Clemangis, war darum doch ein wissenschaftlich gebildeter Mann von feinem Geschmack. Sein Amt ermöglichte ihm, sich über alles wohl zu unterrichten. Er wusste Menschen und Dinge zu beurtheilen und zu schätzen. So schlecht geschrieben sein Tagebuch auch ist, es ist das Werk eines sehr scharfsinnigen Kopfes.

Der Jouvencel von Jean de Bueil[3] ist durch Hinzufügung eines zweiten Bandes jetzt gleichfalls vollendet. Die Ausgabe stammt von C. Favre und L. Lecestre; dieser hat nur theilweise den Text

  1. Société de l’histoire de France. Paris, Loones. 2 Thle. 8°. clxix 337 p. [Vgl. Bibl. ’89, 2908.]
  2. Société de l’histoire de France; 2 vol. 8°.
  3. Société de l’histoire de France; 2 vol. 1887–89. 8°. cccxxxij 225; 497 p. à 9 fr.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_153.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2022)