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Von einem besonderen Gesichtspunkt betrachtet Ferneuil die Dinge in seiner Abhandlung über die Principien von 1789 und die Gesellschaftswissenschaft[1]. Er wünscht eine Politik, beruhend „auf der Befriedigung der Gesammtinteressen, welche ihrerseits festzustellen wären, durch Enqueten behufs Erforschung der Thatsachen, durch sorgfältige Analyse der socialen Erscheinungen und durch die Ergebnisse der Statistik“.

Nach Goumy dagegen hat es nicht den Männern an Politik gefehlt, sondern der Politik an Männern. Sein Buch: La France du Centenaire[2] ist mit sehr viel Schwung und Geist geschrieben, zudem ist er immer scharfsinnig, oft wirklich tief, aber sein Pessimismus macht ihn manchmal ungerecht.

Ebenso interessant ist Chaudordy, der sich auf das Studium des Frankreich von 1889 beschränkt hat[3]; doch schlägt sein Buch mehr in die Politik, als in die Geschichte ein. Wir begnügen uns desshalb mit der Erwähnung, um auf die Arbeit Guéroult’s zu kommen[4]. Er will die Ergebnisse zusammenfassen, „welche in aller Art menschlicher Thätigkeit und menschlicher Wissenschaft seit hundert Jahren gewonnen worden sind“. Er kommt zu dem Schlusse, dass der Zeitraum von 1789 bis 1889 in jeder Hinsicht unverhältnissmässig und unvergleichlich über den früheren steht und der glänzendste, fruchtbarste und interessanteste von allen ist, welche die Menschheit in ihrem langen Leben durchmessen hat. Das Buch ist reich an Thatsachen und Gedanken, beachtenswerth in jeder Hinsicht und macht dem Verfasser alle Ehre.

F. de Vyré’s Marie Antoinette[5] zeugt von fleissiger Arbeit, und der Verfasser vertheidigt aufrichtig das Andenken seiner Heldin; aber die immerhin bedeutende auf das Buch verwandte Arbeit beschränkt sich auf die Person der Königin, und der Verfasser kennt die allgemeine Geschichte nicht genügend. Auch versteckt sich hinter der Wärme, mit der das Buch geschrieben ist, viel declamatorisches Pathos und Schwulst.

Die Histoire du Clergé pendant la Révolution française von Bertr. Robidou[6] ist kein gutes Buch. Der soeben erschienene 1. Band führt uns nach einigen Capiteln über den Klerus der Feudalzeit und über das Vorspiel der Revolution bis zum September 1790.

  1. Les Principes de 1789 et la Science sociale. Paris, Hachette. 12°. 362 p. 3 fr. 50.
  2. Paris, Hachette. 12°.
  3. La France en 1889. Paris, Plon. 12°.
  4. Le Centenaire de 1789, évolution polit., philos., artist. et scientif. de l’Europe depuis cent ans. Paris, Alcan. 12°. 3 fr. 50.
  5. Paris, Plon. 489 p. 7 fr. 50.
  6. Paris, Calmann-Levy. 44 p. 7 fr. 50.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_177.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2022)