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Den einzelnen Monumenten geht, auf Grund der schriftlichen Ueberlieferung, eine historische Uebersicht voraus. An die darin verzeichneten politischen, religiösen, militärischen, wirthschaftlichen, literarischen, biographischen etc. Notizen (natürlich soweit solche zu haben waren) reiht sich die Beschreibung der Kunstwerke. Das Gebotene ist aber mit der grössten Vorsicht und niemals ungeprüft (was freilich nicht immer möglich ist) anzunehmen. Prof. Bindi behandelt gleichwerthig primäre wie abgeleitete Quellen. Nur im mässigen Umfange hat er, wie es scheint, archivalische Studien betrieben. Alte Manuscripte, welche bisher in den Landesbibliotheken ruhten, holt er aus ihrer meist wohlverdienten Vergessenheit hervor, um sie, am liebsten verbotenus, abzudrucken[1]. Urkunden nach Ughelli, Muratori, B. Capasso u. a., grosse Stücke aus eigenen früheren Schriften, bei denen allen ein Hinweis oder knappeste Zusammenfassung der Resultate am Platze gewesen wäre, wiederholt er. Wichtiges wie Unwichtiges wird mit gleicher Behaglichkeit breitgetreten, und nur zu Ende des Werkes kommt es mir vor, als träte ein schnelleres Tempo ein[2]. Voltaire’s Ausspruch: „Ce sont les choses petites qui tuent les grands ouvrages“ (cfr. Vor. p. XXXI) bekommt doch bei diesem Opus volle Bestätigung. Beständig unterbrechen die Darstellung Abschweifungen, allgemeine Betrachtungen über alles Mögliche[3].

  1. Z. B. die Mss. des Muzio de’ Muzii von Teramo, Dr. Sorricchio’s von Atri. 3 dissertazioni von P. Polidoro, die Bindi bereits zweimal in früheren Monographien edirt hat, werden zum 3. Male (von p. 351 an) gebracht, desselben Autors Abhandlungen: De studiis Frentanorum (p. 693 ff.), De artibus mechanicis Frentanorum (p. 698 ff.) zum 2. Male (cf. p. 351), De Fluminibus Frentanorum (p. 911 ff.) zum 1. Male, wobei B. Gelegenheit findet, einige biograph. Notizen über diesen Mann einzuflechten und Mommsen’s ungünstigem, aber gerechtfertigtem Urtheil, freilich vergeblich, entgegenzutreten. Dann wieder lesen wir Excerpte aus Prof. Cherubini’s Schriften, Urkunden nach Copien von Prof. Faraglia, ein werthloses Poem in Hexametern (von c. 1673) über den Ursprung von Elice. Von p. 215–284 ist ein interessanter Nekrolog von Atri (wichtig für die allgemeine Geschichte Italiens zur Zeit Karl’s V.) abgedruckt, doch nicht nach dem Original, sondern nach Sorrichio’s Msc., und zwar dies auch nicht direct, sondern nach einer Abschrift, die Cherubini davon gemacht hat. Gleichwohl behauptet Bindi, die genaue Orthographie des Originals gewahrt zu haben. Concis und klar ist die Beschreibung von St. Clemente a Vomano (p. 502 ff.). Allein das ist ein in extenso wiederholter Bericht des cav. Cosimo de’ Giorgi an Bindi. Die Beispiele sind noch bedeutend zu vermehren.
  2. So wäre statt der langen Beschreibung des berühmten Pergamentcodex aus St. Clemente di Casauria (jetzt in Paris) ein vollständiger Abdruck desselben mit kritischer Untersuchung über seine Entstehung, Miniaturen etc. erwünschter.
  3. Man
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_422.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)