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Das kurze Ergebniss der bisherigen Erörterung ist: es liegt kein Beweis vor, dass die Begründung der Wallenstein’schen Armee in bewusstem Gegensatz zwischen den Bestrebungen des Kaisers und der Liga erfolgt sei. Ich möchte jedoch diesen Abschnitt noch nicht schliessen, ohne, über den nächsten Gegenstand der Untersuchung hinausgehend, noch zwei Punkte anzuregen.

Als festen Ausgangspunkt für die Entstehungsgeschichte der Wallenstein’schen Armee habe ich den Erlass vom 7. April 1625 angenommen. Offenbar hat derselbe eine Vorgeschichte. Dass wir von dieser aber so gut wie nichts wissen, ist eine der empfindlichsten Lücken in der Geschichte von Wallenstein’s Anfängen. In der Hauptsache müssen wir uns hier mit einer „Zeitung“ aus Prag vom 22. März 1625[1] begnügen, nach welcher die kaiserliche Regierung damals drei Commandos hätte schaffen wollen: eins für Oesterreich und Mähren, eins für Böhmen und ein drittes für die Kriegsschauplätze ausserhalb der Erblande; letzteres wäre Wallenstein zugedacht, und zwar mit besonderer Rücksicht auf seinen Zwist mit dem Böhmischen Statthalter Karl von Lichtenstein, der sein Verbleiben in Böhmen unthunlich machte. – Die Nachricht von den drei Commandos ist wenig wahrscheinlich; die auf Wallenstein bezüglichen Angaben dagegen passen genau in den Zusammenhang dessen, was wir sonst über ihn wissen, nur dass unter den Gründen, die seine Erhebung bestimmten, gewiss noch ganz andere wirkten als sein Zwist mit Lichtenstein.

Eine zweite Frage bezieht sich auf die Anerbietungen, mittelst deren Wallenstein dem Kaiser seinen Heeresplan annehmlich machte. Nach einer auf Khevenhüller[2] zurückgehenden Ueberlieferung soll er den Kaiser aller baaren Ausgaben für die zu schaffende Armee überhoben haben; nach den aus den Acten selber hervorgehenden Aufschlüssen stellt sich die Sache ganz anders. Im März des Jahres 1626, nachdem die Musterung der Armee schon seit sechs Monaten vollendet war, drang Wallenstein

    dass der einleitende Satz und die militärischen Vorschläge durch die causale Conjunction „denn“ verbunden sind.

  1. Mährisch-Schles. Gesellschaft XXII S. 137.
  2. X S. 802. Auch Ranke, obwohl er sich nicht ganz bestimmt ausdrückt, folgt dieser Ueberlieferung. Das Richtige trifft Tadra S. 291 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_022.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2022)