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und durch ihre Entkräftung die Stärkung der kaiserlichen Macht zu bewirken hoffte. Da war es denn natürlich, dass das Schriftstück, sowie es den Ligisten zukam, eine heftige Erregung hervorrief. Verfolgen wir etwas genauer diese Verbreitung und diese Wirkungen des Berichtes.

Zu Anfang des Jahres 1627[1] finden wir den Kurfürsten von Baiern im Besitz des gefährlichen Actenstückes; er theilt es den geistlichen Kurfürsten mit, beruft dann im Einvernehmen mit ihnen einen Ausschusstag der Liga auf den 22. Februar und legt auch hier das Schriftstück vor: es rühre von einer Person her, „die um des Friedlands Sachen und Intentionen vor anderen Wissenschaft habe, auch bei ihm in grossem Vertrauen stehe“. Unter dem doppelten Eindruck dieser Enthüllungen und der Gewaltthaten der gerade jetzt wieder vermehrten Wallenstein’schen Truppen beschloss die Versammlung eine Gesandtschaft an den Kaiser, deren scharfe Vorstellungen sich gegen die matte Kriegführung Wallenstein’s, die Ueberzahl seiner Truppen und die Bedrückung der gehorsamen Stände richteten: es war der erste von der Gesammtheit der Verbündeten ausgehende Angriff gegen den Feldherrn[2]. Der heftigste Treiber bei diesen Verhandlungen war der Kurfürst von Baiern: er erläuterte die Worte des Berichtes dahin, dass Wallenstein es vielleicht darauf abgesehen habe, alle Lande zu entkräften, um dann „seinem Gefallen nach mit einem und anderem zu disponiren“; er verlangte Beschlüsse, nicht nur darüber, was gegen Wallenstein’s Armee zu sagen, sondern auch darüber, was bei der Erfolglosigkeit der Vorstellungen dagegen zu thun sei.

Man sieht, dem Bericht kommt in der Geschichte des ersten Angriffs der Liga gegen Wallenstein eine nicht geringe Bedeutung zu. Wer, so wird man fragen, ist der Verfasser desselben, und wie ist er in Maximilian’s Hände gelangt?

Der Verfasser des Berichts ist, wie die Sprache ausweist, ein Italiener, und zwar, wie der Ausdruck und Satzbau lehrt,

  1. Für das Folgende vgl. v. Aretin, Wallenstein S. 21 ff. Gindely I S. 236. 237. 240. 242.
  2. Das Schreiben von Mainz und Baiern an den Kaiser vom 29. Dec. 1626 (Aretin, Wallenstein, Beil. S. 4), obgleich es auch schon im Namen des gesammten Bundes spricht, kann doch nur als Vorspiel dieses Angriffs angesehen werden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_036.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2022)