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ein literarisch gebildeter Italiener. Vermuthlich stand er in Beziehungen zu Maximilian; denn da dieser den Bericht sehr bald nach der Abfassung und vor jeglichem seiner Bundesgenossen erhält, da er den Verfasser kennt und den Namen doch geheimnissvoll verschweigt, so darf man wohl vermuthen, der Bericht sei vom Verfasser dem Bairischen Kurfürsten im Vertrauen mitgetheilt worden. Man wird also, um den Urheber zu finden, einen literarisch gebildeten Italiener suchen müssen, der zugleich das Vertrauen Wallenstein’s und Maximilian’s genoss. Als solchen finde ich in jener Zeit den Kapuziner Valeriano Magno, den Abkömmling eines Mailänder Grafengeschlechtes, der als Geistlicher und Schriftsteller in den Oesterreichischen Landen, in jener Zeit der gütlichen und gewaltsamen Bekehrungen, eine bedeutende Wirksamkeit entfaltete, während sein Bruder Franz im kaiserlichen Kriegsdienst emporstieg[1]. Am 13. Februar 1627, als Maximilian seinen Hofrath Sestich an Wallenstein abschickte, um die Verstärkung des Ligaheers durch kaiserliche Truppen zu erwirken, beauftragte er den Gesandten, sich des Raths und der Fürsprache des Valeriano Magno zu bedienen; derselbe sei bei Wallenstein „sehr wol angesehen und vermöge viel bei ihm“; er könne nach dem „ihm bekannten“ Temperament (Humor) Wallenstein’s dem Gesandten nützliche Anweisungen geben[2]. Sestich folgte dieser Vorschrift, und Valerian muss des Kurfürsten Vertrauen gerechtfertigt haben, denn am 25. März weist Maximilian auch seinen Gesandten Leuker auf den Beistand des Kapuziners[3]. Leuker aber wusste seinerseits auch vor jener Anweisung, dass Valeriano ein Vertrauter Baierns sei; denn am 17. März berichtet er schon: wenn Wallenstein bei seiner bevorstehenden Ankunft am kaiserlichen Hof von Valeriano Magno begleitet

  1. Ueber Valerian Magno siehe Reusch in der Deutschen Biographie XX S. 92. Ueber Franz Magno vgl. die Widmung des Buchdruckers Rictius an den Polnischen Grosskanzler in Valerian’s Büchlein de luce mentium. Wien 1646. Im Jahr 1626 erscheint derselbe in Wallenstein’s Armee. (Gindely I S. 287. Vgl. Tadra Nr. 116 postscr. S. 430.) Später ist er Graf von Strassnitz in Mähren. (Vgl. Valerian’s scriptum apologeticum exhibitum regio tribunali Moraviae in des Verf. commentarium de homine infami personato sub titulis Jocosi Severii Medii. 1655.) Ein anderer Bruder war Graf Philipp von Magno (a. a. O.).
  2. v. Aretin, Baierns ausw. Verhältnisse, Beil. S. 270.
  3. Gindely I S. 203.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_037.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2022)