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genug, seit Anfang 1627[1] finden wir den Spanischen Gesandten Aytona mit dem Bairischen Gesandten Leuker einig in der Feindschaft gegen Wallenstein. Im Sommer hat er seinen Monarchen schon so weit eingenommen, dass dieser ihn geradezu beauftragt, für Wallenstein’s Absetzung zu wirken, – was denn freilich wegen des inzwischen so mächtig gestiegenen Ansehens des Feldherrn unterbleiben musste[2]. Dies war die Lage der Dinge, als Maximilian von Baiern einen neuen Angriff gegen Wallenstein vorbereitete. Ganz wie in den Zeiten der Conferenz von Bruck begann er damit, dass er in tiefstem Geheimniss sich Nachrichten verschaffte über des Feldherrn Pläne und Mittel[3]. Im April des Jahres 1628 schickte er den schon mehrfach in politischen Verhandlungen von ihm verwendeten Kapuziner Alexander von Ales an den in Prag weilenden kaiserlichen Hof, um von einem angesehenen, sachkundigen Manne tief eingehende Aufklärungen entgegenzunehmen. Den Inhalt derselben fasste dann Alexander, sowie er nach München zurückgekehrt war, in einer aus dem dortigen Kloster seiner Ordensbrüder am 26. April[4] datirten Relation zusammen. Einige Wochen später reiste Alexander zum zweiten Male nach Prag, und empfing diesmal von demselben Manne nicht nur mündliche Mittheilungen, sondern auch eine schriftliche Aufzeichnung, welche er in seinen zweiten, am 21. Mai abgestatteten Bericht wörtlich einrückte[5].

  1. Vgl. Leuker’s Berichte 1627 Febr. 24, März 3, 17. (Gindely I S. 191. 192. 195.)
  2. Aytona an Philipp IV. 1627 Sept. 13. (Gindely I S. 302/3.) Hinterher muss sich am Hof Philipp’s IV. die Stimmung günstiger für Wallenstein gestaltet haben, wie sich am Ende dieses Abschnittes zeigen wird.
  3. Ich will hier nicht Baierns Vorgehen gegen Wallenstein vollständig behandeln, sondern nur soweit es an die Kapuzinerrelation sich anschliesst. Im ersteren Falle müsste ich als Vorläufer der Kapuzinerrelation den bei Aretin, Beil. S. 12 gedruckten Discurs und die sich daran anschliessenden Bemühungen Baierns, den Kaiser durch sämmtliche, persönlich vor ihm erscheinende Kurfürsten gegen Wallenstein einzunehmen, behandeln. Damals glaubte Baiern noch, dass Wallenstein’s „faction… sonderlich auch von den Spanischen secundirt würde.“ (Instr. für Richel, 1628 März 22. Gindely I S. 388.)
  4. Dal convento il 3. giorno di Pasqua (23. April). Könnte je nach der Zahlung auch der 25. sein.
  5. Die Berichte bei v. Aretin, Wallenstein, Beil. S. 23. 34.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_040.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)