Seite:De DZfG 1890 04 041.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Den Namen des Gewährsmannes des Kapuziners kannte Kurfürst Maximilian ebenso gut, wie er den Berichterstatter über die Brucker Conferenz kannte. Fast mit denselben Worten wie diesen bezeichnet er jenen: es sei eine dem Wallenstein „vertraute Person, so dessen vor Andern gutes Wissen hat“[1]. Aber auch diesmal wahrte er das Geheimniss so streng, dass die beiden Gelehrten, welche das Münchener Staatsarchiv nach diesen Acten durchforscht haben, v. Aretin und Gindely, keine nähere Bezeichnung der Persönlichkeit gefunden haben.

Die Mittheilungen selber zerfallen in zwei verschiedene Theile: in einem ersten finden sich thatsächliche Angaben über Wallenstein’s Charakter, sowie über sein Verhalten in Bezug auf Kriegführung und Politik, in seinen Beziehungen zur kaiserlichen Regierung und den Bundesgenossen und Feinden derselben, der zweite Theil enthält Schlüsse, die aus jenen Thatsachen auf die geheimen Pläne Wallenstein’s gezogen werden. Der erste zeigt einen wohl unterrichteten und scharfen Beobachter, der zweite überrascht durch die Masslosigkeit der Entwürfe, welche Wallenstein zugeschrieben werden; er war es, der den tiefsten Eindruck auf Maximilian machte. Das Ziel, so sagt der Gewährsmann, auf welches Wallenstein durch seine Natur getrieben wird, ist die höchste Herrschaft (un supremo dominio, S. 26). Verwirklicht hat er diese Absicht schon insofern, als er die gewaltige Armee, mit der er das Reich und die kaiserlichen Erblande im Zaume hält, ausschliesslich in seiner Gewalt hat, indem er ferner über den Kaiser und seine Räthe eine solche Herrschaft gewonnen hat, dass man sagen kann: der ganze Staats- und Kriegsrath ist in ihm aufgegangen. Und mit dem Kaiser geht er um, als ob er selber Kaiser wäre[2]. Aber diese Errungenschaften genügen seinem Ehrgeiz nicht: er strebt nach der königlichen Herrschaft über Deutschland im vollen Sinne des Wortes. Zu dem Zweck sucht er die Wahl des Sohnes Kaiser Ferdinand’s zum Römischen König zu vereiteln, um unter den Wirren, die bei des Kaisers Tode eintreten müssen, die Krone selber zu ergreifen, und er ist fähig, zur günstigen Stunde den Tod des Kaisers zu beschleunigen[3].

  1. Hurter, Wallenstein S. 199.
  2. Col imperatore procede, come si egli fosse imperatore (S. 29). – Tutto il consiglio di stato e di guerra è ridotto nell’ unico Fridlant (a. a. O.).
  3. La
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_041.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)