Seite:De DZfG 1890 04 043.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ein Erstes, was man aus den Berichten entnehmen darf, ist, dass der Gewährsmann ein Italiener war. Denn jene von ihm verfasste schriftliche Darlegung, welche Alexander von Ales „wörtlich“ (de verbo ad verbum, S. 36) so, wie der Gewährsmann sie „schreibt“ (tutto ciò scrive il personaggio, S. 43) – also nicht in Ueberarbeitung oder Uebersetzung – in seinen Bericht aufnimmt, ist Italienisch geschrieben, und zwar, wie die Relation über die Brucker Conferenz, in dem Italienischen eines literarisch gebildeten Mannes. Auch der weitere Umstand, dass der Gewährsmann, wo er historische Beispiele anführt, dieselben aus der Geschichte Italiens entnimmt[1], bestätigt seine Italienische Abkunft[2]. – Bezeichnet wird der räthselhafte Mann als personaggio grande, er ist also von hohem Rang. Seinen Namen muss er aber nicht allein geführt haben, denn zur Unterscheidung wird einmal (S. 23) hinzugefügt: d. h. der padre (ciò è dal padre). Wird er hier als Vater von einem gleichnamigen Sohn, oder als Mönch von einem gleichnamigen Verwandten unterschieden? Das erstere möchte man annehmen, weil man bei einem Mönch nicht gerade den hohen Rang hervorzuheben pflegt; auf das letztere weist der Umstand, dass der Kapuziner Alexander in Beziehung zu dem Gewährsmann sich kurzweg als den „Freund“, im eminenten Sinne, bezeichnet, ferner dass, wo es sich um Eröffnungen an die Infantin Isabella handelt, der Gewährsmann wieder einen Mönch, den Pater Philipp, vorschlägt (S. 45).

Sicher ist, dass die „hohe Person“ wie mit Wallenstein, so auch mit kaiserlichen Räthen in nahen Beziehungen stand, dass

  1. S. 27: Heerführer, die zu mächtigen Königen wurden, wie „li Attila, Theodorico, Berengario, Desiderio etc.“ – S. 36/7: Absicht W.’s, Norddeutschland zu unterjochen, non meno di quello hanno fatto li gran duchi di Toscana la republica di Firenze.
  2. Gindely (II S. 28 ff.), statt von jenem uns vor Augen liegenden Document auszugehen, gründet seine Untersuchung auf den Satz: der Gewährsmann, weil in engem Verkehr mit dem Spanischen Gesandten, musste das Italienische oder Spanische beherrschen. Und dann schliesst er auf den Böhmischen Kanzler Lobkowitz, weil dieser mit dem Spanischen Gesandten verkehrte und die Spanische Sprache beherrschte. – Nebenbei bemerke ich, dass Gindely (S. 28/9) das Wort giornata nicht richtig mit „Reise“ übersetzt. Es handelt sich um die Dinge, die bis zur Reise nach Wien, am Hof zu Prag von Tag zu Tag (alla giornata; ganz ebenso S. 45 Z. 11; S. 26 Z. 5; S. 23 Z. 2) vorkommen würden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_043.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)