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Mittwoch den 15. Mai finden wir Oliver in Groningen wieder, wo er von dem Volke als alter Bekannter mit grossem Jubel empfangen wurde[1]. Am Freitag darauf machte er Station in Bedum[2], welches etwa drei Stunden nördlich von Groningen, schon zum Bisthum Münster gehörig, gelegen ist. Am nächsten Sonntage war er in Winsum, einem Oertchen nordwestlich von Bedum. Hier gelang es ihm, mehrere reiche Friesen zur Annahme des Kreuzes zu bewegen. Von hier wandte sich Oliver direct nach Osten, durchzog Fivelgoo, in welchem er an drei Orten, Loppersum, Appingedam[3] und dem Prämonstratenserkloster Farmsum Station machte, und gelangte über Menterne[4] in das Reiderland[5]. In diesem machte er zweimal Halt, um seines Amtes zu walten.

Die kleinen Flecken, welche er bisher durchzogen hatte, machten keinen längeren Aufenthalt nothwendig; zwei Tage werden für jeden Ort genügt haben, um zu predigen und zugleich den Weg bis zum nächsten Orte zurückzulegen. Am Sonntag vor Pfingsten (Juni 1.) erreichte er Floridus hortus oder Wittewirum, das Prämonstratenserkloster, welchem Emo vorstand.

Die genauen Angaben, welche uns dieser Chronist über das Itinerar Oliver’s, wie wir es bisher gegeben, überliefert hat, lassen die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass Emo unserem Prediger etwa bis Groningen entgegengegangen ist und ihn die ganze Reise hindurch bis zu seinem Wohnsitze begleitet hat. Es war ja, wie wir oben gesehen, ein Wunsch des Honorius, dass seine Sendboten sich Begleiter wählten, welche jenen mit Rath und That zur Seite standen und auch das von jenen begonnene Werk an den einzelnen Orten zum Abschluss führten. Für die erste Reise Oliver’s werden uns mehrere genannt, welche

  1. Für die ganze fernere Thätigkeit Oliver’s vgl. Emo a. a. O. 498 ff.
  2. Hier war bei seiner Anwesenheit 1215 die Erscheinung des Kreuzes am Himmel erfolgt; vgl. Hoogeweg a. a. O. 256.
  3. Bei Emo: in Foro; vgl. die Anmerkung 46 dazu von dem Herausgeber der Chronik, Weiland.
  4. Das heutige Termunten am Dollart. 1258 entstand daselbst ein Cistercienserkloster. Vgl. J. A. van der Aa, Aardrykskundig Woordenb. der Nederl. s. v.
  5. Der östlichste Theil der Provinz Groningen. Ein Theil des Landes ist im Laufe der Zeit vom Dollart verschlungen worden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_067.jpg&oldid=- (Version vom 19.9.2022)