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übergeben, damit dieser es unverzüglich dem Könige überbringe. In dem späteren Processe gegen den Legaten wurde zur Widerlegung mancher Verleumdungen auch dieser Brief vorgebracht[1]. Eine politische Wirkung hat derselbe nicht gehabt. Wie konnte es auch anders sein, da Coppini gerade durch dieses Schriftstück den Berathern des Königs den Beweis in die Hände gab, dass die Rebellen an ihm den wärmsten Fürsprecher hatten, der nicht mehr und nicht weniger verlangte, als dass König Heinrich sich seinen Widersachern mit gebundenen Händen selbst überliefere, seinen bisher treuesten Rathgebern aber, ja wohl selbst seiner Gemahlin und seinem Kinde, dem jungen Prinzen Eduard, den Rücken kehre. Die Königin und ihre Freunde, die Herzöge von Somerset und Buckingham, waren entschlossen, die Entscheidung auf die Spitze des Schwertes zu stellen. Sie gingen nach Northampton vor und lieferten dort dann am 10. Juli die für sie so unglückliche Schlacht. Der Herzog von Buckingham und andere hervorragende Führer der Königlichen nebst etwa 300 Edelleuten und Rittern fanden den Tod, die Königin Margaretha und der siebenjährige Prinz Eduard entkamen nach Wales und dann nach Schottland, der König selbst fiel den Siegern in die Hände und wurde nun ihr, zwar nach aussen respectvoll behandeltes, in der That aber gänzlich willenloses, unmündiges Werkzeug[2].

Der Nuntius Coppini dürfte in der nun folgenden Ordnung der Staatsangelegenheiten im Sinne der Partei York’s eine wichtige Rolle gespielt haben. In einem Briefe an Francesco Sforza schreibt er am 16. August von dem „guten Stande der öffentlichen Dinge in diesem edlen Königreiche“, der von ihm reformirt sei[3]. Und aus einem seiner späteren Briefe entnehmen wir, dass der Florentinische Gesandte damals zum Nutzen der Königin bei ihm Fürsprache hielt, ja dass die Königin selbst mit „wahrhaft grosser Leidenschaft“ an ihn schrieb[4]. Auch die dann getroffene Vereinbarung mit dem Könige Heinrich, dass dieser die Krone auf Lebenszeit behielt, Herzog Richard aber zum Thronerben mit dem Rechte der Nachfolge für sein Geschlecht erklärt

  1. S. die Randbemerkung am Schlusse des Briefes: Calendar of State Papers a. a. O. S. 91.
  2. Pauli a. a. O. 345 ff.
  3. Calendar of State Papers a. a. O. 91 Nr. 358.
  4. Ebenda 93, Nr. 360.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_088.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)