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von March, der älteste überlebende Sohn des Herzogs von York, wurde nun der Erbe der Titel, Rechte und Ansprüche seines Vaters; allerdings nach der Niederlage von Wakefield musste er sich die Anerkennung derselben erst verdienen, und so stand denn der Wiederausbruch des Bürgerkrieges blutiger, denn je – da zugleich für den Tod der Väter und Brüder Rache gesucht wurde – zu erwarten[1].

Der Nuntius Francesco Coppini trat sofort wieder als Friedensvermittler auf; aber man merke wohl, in welch veränderter Stellung er sich jetzt den Parteien gegenüber befand. Dass er ein Anhänger der Yorks, ja eigentlich selbst die Partei derselben mit bildete, war doch jetzt nicht mehr zu leugnen. Er war mit ihnen übers Meer gekommen, hatte unter dem Schutze des Grafen Warwick seinen Aufenthalt in London genommen, hatte gleichsam als ihr Bevollmächtigter mit dem Hofe verhandelt, dann nach der Schlacht von Northampton den Inspirator des unglücklichen Königs Heinrich, ja – nach seinem eigenen Zeugniss – den Reformator des Staates gespielt, letzteres, indem er die Yorkistische Regierung einrichten half, lauter Thatsachen, die in der Oeffentlichkeit vor sich gegangen, über welche also keine Täuschung hinweghelfen konnte. Dazu kamen Gerüchte, deren Wahrheit wir vorläufig nicht untersuchen können, die aber, trotzdem Coppini selbst sie leugnete, jedenfalls bezeichnend sind für das Licht, in welchem der päpstliche Legat der öffentlichen Meinung erschien. Es hiess nämlich, Coppini habe alle Parteigänger der Königin excommunicirt und auf Grund dessen seien schon bei Northampton Leichen der Königlichen im wilden Siegestaumel von den Yorkisten verbrannt worden; ohne des Nuntius Erlaubniss habe das letztere gar nicht geschehen können. Coppini verwahrte sich, wie gesagt, gegen diese Stimmen[2]; aber was wird es genutzt haben?

Ein Mann nun dieser geradezu gehässigen Parteifärbung wollte nach der Niederlage der Yorkisten bei Wakefield, nachdem das Haupt der Partei, Herzog Richard selbst gefallen, der Königin Margaretha als Friedensvermittler nahen! In welcher Lage und Stimmung er sich dabei natürlich befand, davon zeugt

  1. Pauli a. a. O. 352 f.
  2. Calendar of State Papers a. a. O. Nr. 360 S. 92.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_091.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)