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Schlag der Yorks vorzubereiten und dadurch die Lage wieder zu seinen Gunsten zu ändern. Möglichst grosse Heerhaufen wollte er zusammenbringen, und das Mittel dazu war – die Kreuzbulle! Pius II. berichtet in den „Commentarien“ schon zum Jahre 1459, „der Bischof habe in dem Heere des Grafen Warwick die Fahnen der Kirche entfaltet und, wie wenn der Kampf gegen die Glaubensfeinde ginge, allen vollkommenen Ablass gewährt, welche auf Seiten des Grafen Warwick kämpften, gegen dessen Feinde aber habe er das Anathem verkündet und dabei eine apostolische Bulle vorgezeigt, welche zwar etwas anderes enthielt, aber für das gehalten wurde“, wofür sie Coppini ausgab[1]. Es leuchtet ein, dass das Jahr 1459 nicht zutrifft; auch die anderen im Zusammenhang mit diesem Verfahren des Nuntius erzählten Ereignisse gehören, wie schon einmal bemerkt wurde, in das Jahr 1460; zudem hat Coppini die Vollmacht zur Verkündigung der Cruciata erst 1460 bekommen[2]. Aber auch das Jahr 1460 hat höchst wahrscheinlich den Missbrauch mit der Kreuzbulle, wenigstens in grösserem Umfange, nicht gesehen; wir wüssten nicht, wann in diesem Jahre der Nuntius sich veranlasst gesehen haben sollte, das Kreuz gegen die Lancasters zu predigen, da diese schon in den ersten Tagen nach seiner Rückkehr von Calais bei Northampton, und zwar von den längst bereit gehaltenen Truppen der Yorkisten, überwältigt wurden, dann aber bis zum Ueberfall bei Wakefield am 30. December gerade dem Nuntius als die „hoffnungslose Partei“ galten. Erst jetzt waren sie wieder gefährlich geworden, und Coppini hatte nun auch ein persönliches Interesse daran, dass sie niedergeworfen würden. Es liegt also nahe, jenen Bericht Pius’ II. aus dem Jahre 1459 hier für die ersten Monate des Jahres 1461 gelten zu lassen, zumal da der Bischof in seinem Briefe vom 9. Januar an den Florentiner Lorenzo selbst jetzt mit der Aufrichtung des Kreuzes gegen diejenigen droht, die seine Friedensvermittelung

  1. A. a. O. 89. – Auch Jean Chartier (Histoire de Charles VII. roy de France, ed. Denys Godefroy. Paris 1661, p. 320) erzählt die Sache, als ob Coppini gleich zu Anfang seiner Legation öffentlich gegen König Heinrich aufgetreten sei. Wir entnehmen dem Berichte Chartier’s noch die Thatsache, dass Coppini in seinen öffentlichen Reden Lateinisch sprach und ein Englischer Prälat dann das Gesagte dem Volke mundgerecht machte.
  2. S. oben Seite 80.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_097.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)