Seite:De DZfG 1890 04 098.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nicht annehmen, und dass er sie wie Verbrecher und Rebellen behandeln wolle, wenn sie den Befehlen des Papstes und dem Willen des Königs entgegen seien. Ausserdem haben wir jetzt das positive Zeugniss des Antonio della Torre, der in seinem schon erwähnten Briefe vom 9. Januar an Francesco Sforza schreibt: „Das ganze Volk hier, welches den König und Warwick liebt und achtsam ist auf den Vortheil, welchen des Legaten Gegenwart bei der letzten Gelegenheit gebracht hat, fasst Muth und eilt willig zusammen, wenn es hört, dass er auf dem Platze ist. Es ist zu hoffen, dass in ein oder zwei Monaten mehr als 150 000 Mann im Felde stehen.“ Dass die Entfaltung der Fahne der Kirche gegen die Lancasters nachher einen Anklagepunkt gegen den Nuntius gebildet hat, soll hier nur kurz bemerkt werden.

Die der Entscheidung zuführenden Ereignisse traten schneller ein, als Coppini es gewünscht hatte. Schon am 17. Februar fand bei St. Albans ein Zusammenstoss zwischen den Kriegshaufen der beiden Parteien statt. Das Gefecht verlief abermals unglücklich für die Yorkisten; Graf Warwick müsste mit Hinterlassung von 2000 Todten das Feld räumen. König Heinrich wurde aufs neue eine werthvolle Siegesbeute und war also seiner Gemahlin und seinem Söhnlein wiedergegeben[1]; das Spiel, sich mit seinem Namen zu decken, war fortan für die Partei York und den Legaten vorbei.

Coppini, den Pius II. als „nicht so kühn im Unglück, wie vorsorglich im Glück“ charakterisirt, hatte schon am 10. Februar London verlassen und sich nach Gravesend am südlichen Ufer der Themse in der Grafschaft Kent begeben, um für den Fall ungünstiger Ereignisse sofort sich nach dem Continent einzuschiffen. „Er fürchtete für sein Leben, wenn er länger bliebe“, – so berichtet der geschichtschreibende Papst, und Coppini selber erinnert in einem späteren Briefe an den Bischof von Exeter daran, dass die Lancasters ihm zugeschworen hatten, ihn zu hängen, wenn sie ihn in ihre Gewalt bekämen; auch gesteht er, in welch’ grosser Verwirrung und Sorge er in jenen Tagen gewesen, zumal auch der Pöbel in London beim Eintreffen der Unglücksbotschaften ihn mit Schimpfworten und Insulten überhäuft

  1. Pauli a. a. O. 354.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_098.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)