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Abschrift an seinen Freund, den Herzog von Mailand, sandte; nur das Begleitschreiben ist bekannt geworden[1]. Aus den spärlichen Quellen aber ergibt sich, was unser Thema betrifft, das Folgende: Pius II. war über die politische Haltung seines Nuntius, ja vielleicht selbst über dessen Entfernung aus England, noch am 11. März nicht genau unterrichtet. Er hätte demselben sonst an jenem Tage nicht schreiben können, er solle dem König Heinrich in allem zu Diensten sein, „nec quantum in eo est conculcare permittat“ u. s. w.[2]. Am 2. Juni hatte der Papst zu den betreffenden Fragen noch keine Stellung genommen, d. h. Coppini hatte noch keine Nachricht darüber; denn er schreibt an diesem Tage an Franz Sforza, er erwarte noch die Entscheidung von Rom. Er ist nach St. Omer, also in die Nähe von Calais, gegangen und will dort bleiben, „bis es Zeit ist, nach England überzusetzen“[3]. Am 10. Juni ist er merkwürdigerweise wieder in Antwerpen und schreibt ebenfalls noch: „Vorausgesetzt wir werden von Rom nicht im Stiche gelassen u. s. w.“ – er hat hier jedoch nicht die Englische Angelegenheit, sondern offenbar die eigentliche Interessensphäre des Mailänders, die Anjou-Neapolitanische oder vielleicht die Genuesische Frage, im Auge[4]. Endlich am 14. Juni kann ihm Sforza in Mailand schreiben: Antonio della Torre sei von Rom zurück auf dem Heimwege, „genau unterrichtet von des Papstes ausgezeichneter Gesinnung gegen ihn [den Nuntius]“[5]. Das letztere bezog sich doch wohl auch auf das Vergangene, auf Coppini’s Verhalten in dem Englischen Thronstreit. Pius hatte also die Entthronung des Königs Heinrich nicht weiter übel genommen!

Am 22. Juli 1461 war König Karl VII. von Frankreich gestorben. Der Dauphin, jetzt Ludwig XI., hatte, wie oben erwähnt, auch mit dem Nuntius Coppini in den Niederlanden in Verkehr gestanden, und theilweise sind die Verhandlungen der Curie mit ihm und dem Herzoge von Burgund, welche einestheils die Aussöhnung der beiden Fürsten mit dem Könige Karl, anderntheils die Aufhebung der pragmatischen Sanction durch den künftigen Beherrscher Frankreichs, vielleicht auch die Anjou-Neapolitanische

  1. Ebenda Nr. 379 S. 109.
  2. Raynald, Annales eccl. ad a. 1461 Nr. 133 u. 134.
  3. Calendar of State Papers a. a. O. Nr. 379.
  4. Ebenda Nr. 380 S. 109.
  5. Ebenda Nr. 382 S. 110.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_101.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)