Seite:De DZfG 1890 04 106.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zurückgekehrt). Er habe alle Obliegenheiten eines treuen und eifrigen Gesandten mit Verachtung der grössten Anstrengungen und Enthaltung von jeder Ungerechtigheit, mit Ueberwindung aller Schwierigkeiten und von tausend Gefahren erfüllt. Er habe den Englischen Staat reformirt und zum Gehorsam der Römischen Kirche und des Papstes zurückgeführt. Alle Vergehen aber, die ihm gegen alle Gerechtigkeit und Wahrheit vorgeworfen würden, seien nur Intriguen- und Lügenproducte seiner Feinde. Er bitte desshalb in inständigster Weise, ihm die Möglichkeit, sich zu vertheidigen, und Gehör vor einem gerechten Gerichte zu gewähren[1].

Wir stellen zunächst fest, dass die einfache chronologische Auseinanderhaltung der Thatsachen, wie sie unsere Darstellung der politischen Thätigkeit des Nuntius bietet, allerdings uns schon überzeugt hat, dass nicht sittliche Motive, sondern lediglich die Politik den Process veranlasst hat. Wäre der Nuntius schon bei seiner Entsetzung von der Legation als aus sittlichen Rücksichten anzuklagen erschienen, dann hätte er nicht mehr zu einer nochmaligen diplomatischen Sendung in England durch seinen Nachfolger, den Bischof von Arras, verwandt werden dürfen, dann würde auch König Eduard trotz aller Verpflichtungen, die er gegen Coppini hatte, schwerlich ihn mit so ausgezeichneter Gunst überschüttet haben, dass er ihm sogar das königliche Wappen gestattete –, dann hätte aber vor allem Pius selbst mindestens die Anklage erheben lassen, sofort nachdem der Ex-Nuntius nach Rom zurückgekehrt war. Statt dessen hat er noch mindestens vier Monate gewartet, bis erst die Französische Gesandtschaft ihn überzeugt hatte, dass die öffentliche Meinung in Frankreich und der Missmuth der entthronten Königin Margaretha ein Opfer haben mussten. Aus dem blossen Princip, die Rechte des Königs Heinrich zu schützen oder jetzt zu rächen, würde Pius gegen Francesco Coppini auch nicht eingeschritten sein, da, wie oben erzählt, noch am 14. Juni 1461 der Herzog Sforza die gute Gesinnung des Papstes gegen denselben bezeugt, und da überhaupt des Papstes Stellung zu der Englischen Thronfrage so zweifelhaft gewesen, dass sogar Campanus, der Hofpoet, glaubte, Pius habe die Yorks begünstigt, und das als Verdienst von ihm besang[2].

  1. Armellini a. a. O. 26.
  2. Jacobi
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_106.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)