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Local- und Städtegeschichte, Familien- und Adelsgeschichte erscheint natürlich vor allem in den Zeitschriften veröffentlicht; darin und in dessen Verarbeitung, wozu sich selbst minder Geschulte entschliessen, kommt die ganze Liebe und Freude des Deutschböhmischen Volkes zu und an den Geschicken der Vorfahren in der engeren Heimath zum Ausdruck. Nur auf wenige, die wichtigsten Leistungen, und auf einige der Arbeiter kann hier hingewiesen werden.

So sucht H. Gradl den Mangel eines Deutschböhmischen Diplomatars wenigstens für das Egerland und das nordwestl. Böhmen zu ersetzen durch die Herausgabe der „Monumenta Egrana“, wovon der 1. Band, die Zeit von 805–1322 umfassend, erschienen ist (Eger 1884–1886). Die genaue Sachkenntniss, Ausdauer und Umsicht des Verf. verdienen alles Lob. G. handelte ferner über die Privilegien der Stadt Eger (Eger 1879), veröffentlichte M. aus dem Egerer Stadt-A. (im Anzeiger für Kunde Dt. Vorzeit Bd. 27. 28. 30), Regesten der von Zedtwitz (im „Herold“ 1884–86), Beitrr. z. G. Nordwestböhmens (MV 21 u. 26), u. a. Ein Gleiches darf man wohl für Nordböhmen von A. Paudler, sei es allein, sei es vereint mit seinen gleichstrebenden Vereinsgenossen, erwarten; in zahlreichen kleinen Beiträgen haben sie bereits dazu Befähigung und Neigung erwiesen. Das Stadtbuch von Brüx bis 1526, bearb. v. L. Schlesinger, hersg. vom V. f. G. d. Deutschen in Böhmen (Prag 1876), bringt reiches Material nicht bloss zur G. von Brüx, sondern für Deutschböhmisches Städtethum überhaupt. Vgl. ferner Veröffentlichungen von C. Höfler, M. Pangerl, L. Schlesinger, B. Scheinpflug, J. Loserth, W. Lippert, K. Köppl, M. Urban u. v. A.

An der Leitung und Gewinnung neuen Materials für die Geschichte Böhmens im weitesten Sinne aus den Römischen, besonders päpstlichen Archiven betheiligen sich neben Czechischen auch Deutsche Historiker.

Eine wissenschaftliche Bearbeitung der Gesammtgeschichte Böhmens liegt, wie bereits bemerkt, Deutscherseits aus den letzten 15 Jahren und überhaupt nicht vor[1]. Dagegen haben wichtige Epochen eingehende Bearbeitung erfahren. Nach umfassenden Vorarbeiten, die in Schriften über das Verhältniss Karl’s IV. zu P. Innocenz VI. (Wien 1878) und Karl’s Römerzug (Innsbruck 1878) verwerthet erscheinen, hat E. Werunsky eine „Geschichte K. Karl’s IV. und seiner Zeit“ zu schreiben begonnen und bereits Bd. I und II (Abth. 1 und 2), (Innsbruck 1882–1886) vollendet, ein

  1. J. Bendel, Die Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien. 2 Bde., Wien und Teschen 1884–85, (Bd. II d. Werkes „Die Völker Oesterreich-Ungarns“) ist gutgemeinte Dilettantenarbeit, der ein Urtheil über wissenschaftliche Bedeutung nicht zusteht.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_134.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)