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Milwich von 1409; deren Giesser drückte seinen Namen Johann von Colsale in ihre Form durch bewegliche Typen, lange vor dem Buchdruck. Doch steht ein älteres Datum auf der Lichfielder Glocke, wo man 1255, nicht 1455, lesen solle. Um 1300 blüht zu London als Belleter (Glockengiesser, daher Belliter street) Richard von Wymbish, der Süd- und Mittelengland mit Glocken versah. – Nur etwa 27 Kelche und 75 Patenen sind noch aus der Engl. Kirche des MAs. bekannt, davon gehen sehr wenige ins 13. Jh. hinauf; SatR. 27V90, 610. – *J. J. Jusserand’s vielgerühmte Vie nomade d’Angleterre au 14 s. ward vermehrt, mit zahlreichen Bildern und Index ausgestattet und ins Engl. übersetzt von L. Toulmin Smith: English wayfaring life in the MA. (14. cent.) ’89. Neben anziehender und zum Theil bekannter sittengeschichtlicher Literatur werden hier trockene Rechts- und Wirthschaftsquellen für diesen Zweck zuerst benutzt. Anschaulich wird das Leben auf der Strasse und in der Herberge, die öffentliche Sicherheit, das Marktrecht, das Vorrecht der Fährleute geschildert. Damals erscheinen die Engländer noch nach Neuem und Fremdem wankelmüthig haschend. Als Soldaten wandern sie nach Frankreich, Italien, Konstantinopel; der Adel reist zwischen seinen Landsitzen und der Hauptstadt umher; der Handwerker sucht in der Fremde Freiheit und Arbeit; ausserdem ziehen an uns vorüber Kaufleute, Boten, Trödler, Quacksalber, Gaukler, Geächtete, Wallfahrer, oft von ihrer Gilde unterstützt, Wanderprediger, Bettelbrüder, Ablasskrämer, fahrende Schüler und Geschäftskleriker in fast weltlicher Tracht, endlich Sänger. Vgl. F[lügel], Anglia 12, 480 mit Nachträgen über letztere; HJb 10, 462; Dublin R. July ’89, 232; Ath. 2III89, 277. Archla. Cambr. ’89, 344 zieht den Abschnitt über Anlage und Bezahlung der Brücken aus. Ueber die 3. Ausg. (’90) vgl. Scot. R., Apr. ’90, 468. – *Ernst Günther, Englisches Leben im 14. Jh., dargestellt nach – – „Piers the Plowman“ von William Langland (Lpz. Diss. ’89), kulturgeschichtl. Schilderung, schätzenswerth nach R. W[ülker], Anglia XII, 478.

Wirthschaft. *J. E. Th. Rogers, The economic interpretation of hist. Lectures – – in Oxford, ’88, drückt mit lebendiger Kraft meist die Gedanken seines grossen Werkes Hist. of agriculture aus, auf MA. weniger eingehend. Dass Hungerjahre Anfang 14. Jhs. vielen das Leben kosteten, beweist das Steigen der Löhne um 10 Procent. Nach 1349 überschritten diese thatsächlich die staatliche Taxe. Infolge des Lollardismus der Weber und Gutspächter in Norfolk erblühe dort die Textilfabrik um 1400. So Ath. 26I89, 110; Edgeworth in Ac. 22XII88, 395; P. F. Willert in EHR July 89, 590. – Derselbe, *Six centuries of work and wages; the hist. of English labour (’84, eine frühere, volksthümliche, vielbewunderte Zusammenfassung des genannten Buchs [vgl. JBG 7, II, 176; III, 201], etwa seit 1200), wird ausgezogen von G. Schmoller, Die sociale Entwickelung Deutschlands und Englands, hauptsächlich auf dem platten Lande des MA.s, Jb. f. Gesetzgeb. NF. 12 , 203, der Rogers’ landwirthliches Auge für die Auffassung der Zustände (besonders auf den Stiftsgütern um Oxford herum) lobt, nur die histor. Entwicklung der Wirthschaft, auch in Rechts- und Verfassungsgesch. deutlicher entrollt sehen möchte und die Beurtheilung

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_172.jpg&oldid=- (Version vom 8.12.2022)