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freistehend um einen anfangs nicht rechteckigen Platz herum; seit etwa 1350 erst verbindet man sie in Cambridge zu quadratischen Höfen (was in Oxford’s Merton längst geschehen, aber nicht sofort oder überall nachgeahmt ward), und schmückt seit 1426 die Front durch einen Thorthurm. Abgeschlossenheit und Kreuzgang sind also keine frühesten Züge des College. Der Garten dient im MA. wesentlich zur Wirthschaft (man baut Saffran und Wein), erst später der Erholung, zuerst zum Ballspiel. Ebenso fehlen dem Stift anfangs die eigene Capelle, Vorsteherwohnung und Bibliothek; die 100–300 Bände, die ein College etwa 1350–1473 besass, wandern aus der Urkundentruhe, die sie um 1344 beherbergt, erst seit dem 15. Jh. in besondere Regale und dann in eigene Büchereien; da gibt es Verfügungen über Ausleihen (im jährlichen Wechsel), Aufstellen, Einbinden, Katalogisiren der Bücher; ihr Anketten ist in Oxford seit 1284 nachweisbar. Von den frühesten Stiftungen versorgte manche anfangs nur 9 oder 15 Studenten; seit Ende 14. Jhs. erheben sich über die Scholares die nach einem Probejahr erwählten Socii (Fellows), bedient von Pauperes scholares, die manchmal für Tagelohn arbeiten müssen. Dazu kamen Gäste, Pensionarii, d. h. anfangs schlechthin Miether, bisweilen einstige Socii, erst später unexaminirte Studenten. Schon das 15. Jh. kennt die Beziehung zwischen dem Anfänger und dem ihm in Leben und Lehre als Tutor vorgesetzten Socius. 1574 hatte Cambridge 778 Studenten. Auditorienhäuser sind seit dem 14. Jh. nachweisbar; das erste Scholae-Haus der Universität, seit etwa 1347, war zumeist im 15. Jh. gebaut; die bestehenden Bauten der Universität entstammen fast ganz der Neuzeit. Sie erhielt schon 1424 Bücher vermacht; noch existirt ein Plan ihrer Bibliothek von 1459. Der Renaissancestil ergreift in Cambridge um 1531 das Holzwerk, um 1567 die Fassade, zuerst das Thor, und setzt sich, oft recht unpassend, älteren Bauten an; doch lebt die Gothik hier daneben bis etwa 1700 weiter. Namen von Maurermeistern kennt man seit dem 15. Jh.; der erste künstlerische Architekt, der in Cambridge genannt wird, ist ein Deutscher, Theodor Haveus aus Cleve; er wandte dort Renaissanceformen zuerst in Stein an, an einer Sonnenuhr von 1564.

Wiclif. J. Loserth, Neuere Erscheinungen der Wiclif-Literatur (HZ 62, 266) bespricht: Johannis Wycliffe, De civili dominio, ed. Poole, geschrieben nicht vor 1377; De compositione hominis, ed. Beer, um 1360; Dialogus sive speculum ecclesiae militantis, ed. Pollard, Ende 1378; De benedicta incarnatione, ed. Harris, vor 1367; Sermones I–III, ed. Loserth [deren Reformgehalt R. Buddensieg DLZ ’89, 1889 kennzeichnet], fast alles bisher ungedruckt, publ. for the Wyclif soc. ’84–’89, deren Pläne für die Zukunft er p. 274 angibt [Vgl. DZG ’90, Bibliogr. Nr. 247 ff.; JBG ’86, II, 200; ’87, II, 182]. Er citirt als Wiclif’s Ansichten: Der Glaube an den Primat der Päpste ist zum Seelenheil unnöthig; der heiligen Schrift eignet absolute, den Decretalen relative Autorität; die Hierarchie ist nicht die Kirche; Christus, nicht der Papst, ist Haupt der Kirche, die Papst und Cardinäle nicht bedarf. Die späteren Schriften treten gegen weltliche Besitzthümer und Herrschaft der Kirche und für des Königs Civilgewalt

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_180.jpg&oldid=- (Version vom 8.12.2022)