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Kaufleute in den Jahren 1106–1561. Eine Anzahl derselben war schon veröffentlicht, aber nur in Russischer Sprache, andere erscheinen hier zum ersten Male in Uebersetzung nach den Handschriften. Im Mittelpunkte dieser Beschreibungen, von denen die eine mitunter ganz moderne Denkungsweise aufweist, stehen meist die Kirchen, Klöster, Reliquien, gottesdienstliche Gebräuche und Paläste, einige beschäftigen sich nur mit Constantinopel, andere nur mit dem heiligen Lande. Eine, und zwar die des Ignatius von Smolensk, berührt auch die politische Geschichte, es werden da die Kämpfe zwischen Johannes VII. und Manuel Paläologos und sogar ziemlich ausführlich des letzteren Krönung erzählt. Im Grossen und Ganzen ergänzen und berichtigen diese Russischen Pilgerreisen in schätzenswerther Weise die Lateinischen Berichte, die seinerzeit eine umfassende Bearbeitung in des Grafen Riant Werk exuviae Constantinopolitanae gefunden haben.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf eine andere für die Topographie wie historische Geographie des Byzantinischen Reiches überhaupt wichtige, noch nicht genügend bekannt gewordene Schrift aufmerksam machen, wenngleich dieselbe schon 1887 erschienen ist: Tomaschek, Zur Kunde der Hämushalbinsel. II. Die Handelswege im 12. Jahrhundert nach den Erkundigungen des Arabers Idrîsî. Wien, Carl Gerold’s Sohn. gr. 8°. 91 S. Die erste wirklich bedeutende kritische Würdigung der Nachrichten des grossen Geographen über das Rhomäerreich, von einer grossen Belesenheit in den einschlägigen oft weit auseinanderliegenden Quellen und hervorragender Sachkenntniss zeugend. Wenn der Raum ausreichte, könnte ich dem Verf. noch eine Anzahl Quellennotizen liefern. Θέρμισν, Θέρμα, Θερμόπολις kommt z. B. schon bei Marcellinus vor, später bei Anna Komnena, u. s. w.

An anderer Stelle dieser Zeitschrift ist bereits kurz die Abhandlung J. Schmitt’s über die Chronik von Morea erwähnt[1]. Die schon von Du Cange gekannte, von ihrem ersten Herausgeber Buchon als Quelle ersten Ranges verwerthete, von Hopf etwas abschätzig als romantisches Gedicht behandelte, aber bisher noch nie genau untersuchte Chronik kann allerdings in ihrem 1. Theile nur relativen Werth beanspruchen, und ihre Hauptbedeutung besteht in einer Darstellung der Culturzastände des 13. Jh. Der Schwerpunkt der neuen Schrift liegt dem entsprechend auch weniger in einer kritischen Würdigung der histor. Bedeutung der Chronik als in der Untersuchung ihrer sprachlichen Eigenthümlichkeiten, deren Ergebnisse aber für den

  1. John Schmitt, Die Chronik v. Morea; e. Unters. üb. d. Verh. ihrer Hss. u. Versionen. Vgl. Bd. I, 500 Nachrr. Nr. 157 f.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_206.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)