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z. B. den Brief der Philothea, der von einem Priester in deren Auftrage geschrieben worden sein soll. Er führt ihn sogar zu Anklagen, die er unmöglich verantworten kann, und verunglimpft uns unseren Fallmerayer in ganz unqualificirbarer Weise. Wenn irgend Jemandem, so muss die Griechische gelehrte Welt dem Fragmentisten zu grossem Danke verpflichtet sein; wesshalb, brauche ich hier nicht erst zu erörtern. In Deutschland wird gewiss Niemand den grundehrlichen Tiroler Fallmerayer für einen Fälscher halten und so lange Herr K. uns nicht den stricten Beweis für die Wahrheit seiner Behauptung betreffs der berühmten φύλλα τοῦ Πιττάκη liefert, sondern nur mit vagen Anschuldigungen arbeitet, müssen wir uns schon – das sind wir den Manen Fallmerayer’s schuldig – dergleichen ebenso wie den Ausdruck, dass F. an einer Monomanie gelitten, mit aller Höflichkeit verbitten. Man sollte in Griechenland doppelt vorsichtig sein, solche Beschuldigungen, die jedes positiven Grundes entbehren, in die Welt zu schleudern; denn was Hopf in Ersch und Gruber 85 S. 110 ff. über Pittakis und seine famosen Fragmente vorgebracht hat, ist bis auf den heutigen Tag noch nicht widerlegt worden. F. war seiner Zeit der bestgehassteste Mann bei den Griechen, aber wir glaubten, diese Zeiten seien dahin, nachdem man in Deutschland selbst mit viel besseren und schneidigeren Waffen, als es ein Grieche je zu Stande gebracht, die Slavisirungstheorie F.’s auf das richtige Mass zurückgeführt hat, z. B. gerade jüngst erst in prächtiger Weise Gregorovius. Warum also die ganze Angelegenheit noch einmal in unangenehmer Weise aufrühren, in Sonderheit wenn Neues nicht zu Tage gefördert werden kann? Damit aber dieser Diatribe der versöhnende Abschluss nicht fehle, gereicht es mir zur Freude auszusprechen, dass das Werk des Herrn K. auch seine verdienstlichen Seiten hat. So muss man anerkennen, dass es mit grossem Fleisse gearbeitet ist, dass K. eine ganze Anzahl neuer, bisher entweder unbekannter oder unbenutzter Quellen erschlossen hat, dass er mancher Frage neue Gesichtspunkte abgewonnen und neue anerkennenswerthe Resultate zu Tage gefördert hat, z. B. stimme ich ihm im Gegensatze zu den Deutschen Forschern gern zu, wenn er die Abfassungszeit der s. Z. von Otfried Müller aufgefundenen descriptio urbis Athenarum ins 8. Jahrh. setzt. Doch muss ich mir ein abschliessendes Urtheil bis nach Vollendung des Werkes vorbehalten.

In Beziehung auf die obenerwähnte Slavisirungsfrage steht auf dem Standpunkte von Gregorovius eine Abhandlung von Alfred Philippson, Zur Ethnographie des Peloponnes[1]. Diese Arbeit

  1. Sep. a. Petermann’s M. 1890 Heft 1 u. 2. gr. 4°. 20 p. mit Karte.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_218.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)