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theils verbarg, theils für leicht zu bewältigende ausgab und einen schnellen und vollständigen Triumph vorhersagte.

Und wie mit dem Ursprung jenes furchtbaren Kriegs, so hat es sich auch mit der Führung desselben im Einzelnen verhalten: bis zu dem Augenblick, wo ein jäher Tod ihn aus seinem immerhin grossartigen Wirken hinwegraffte, hat Louvois den Krieg geleitet und nicht der König. Wohl ist bemerkt worden, Ludwig sei der Herr gewesen und habe die Freiheit gehabt, so unmenschliche Rathschläge, wie sie ihm damals gegeben wurden, von sich zu weisen und unausgeführt zu lassen[1]. Vielleicht aber ist er auch so noch weniger schuldig, als man anzunehmen geneigt ist, weil es doch fraglich bleibt, ob er um das, was geschah, vollkommen wusste oder ob er nicht vielleicht geflissentlich in Unkenntniss darüber gehalten wurde, was die für ihn uncontrolirbare Einzelausführung aus allgemeinen, unbestimmt gehaltenen Befehlen machte, die von ihm vielleicht ganz anders gemeint gewesen waren. Denn im Grunde war Ludwig XIV. wohlwollend und menschenfreundlich und vermied Grausamkeiten, so lange nicht der religiöse Fanatismus in ihm erweckt war, der durch Ausrottung der Ketzer sich um die Kirche Gottes besonders verdient zu machen glaubte.

In dieser Weise haben bereits die wohlunterrichteten Zeitgenossen das Verhältniss Ludwig’s XIV. und Louvois’ aufgefasst und bestimmt den letzteren als den Urheber der Kriegsgreuel bezeichnet, die 1689 über Deutschland gebracht wurden. Der Marquis de la Fare führt die Verbrennung der Pfalz ausdrücklich auf den Rath Louvois’ zurück und fügt hinzu, der König habe das Geschehene bereut und seinem Minister niemals verziehen, dass er ihn dazu veranlasst habe[2]. Auch der langjährige Gesandte Brandenburgs am Französischen Hofe, Ezechel von Spanheim, ein vortrefflicher Kenner Frankreichs und ein vorsichtiger Berichterstatter, stellt es 1690 als eine Thatsache dar, die von Niemand bezweifelt werde und ihm durch unwiderlegliche Beweise erhärtet sei, dass der Ausbruch dieses Krieges sowie alle die traurigen Folgen, die er bisher gehabt habe, ausschliesslich

  1. Voltaire, Siècle de Louis XIV. I S. 279.
  2. Bei Petitot, Collection des mémoires a. a. O. S. 267. Vgl. auch die Anführung bei Schlözer, Staatsanzeigen XIII S. 352 Anm. aus Hérault, Abrégé S. 848.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_241.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)