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seinen Ursprung genommen habe, sondern von einer anderen Persönlichkeit in Anregung gebracht sei, die, auf dem Kriegsschauplatz selbst anwesend, vermöge ihrer unbestrittenen Sachkenntniss von dort aus auf die oberste Kriegsleitung vielfach bestimmend einwirkte. Als „Urheber und Anstifter der Brandlegungen in der Pfalz“ bezeichnet Rousset[1] den Generalquartiermeister de Chamlay, einen Mann, der, bereits von Turenne hochgeschätzt, nicht bloss Louvois’ besonderes Vertrauen besass, sondern auch bei dem Könige selbst viel galt[2] und von diesem sowohl in militärischen Angelegenheiten als auch in diplomatischen Missionen, die besonders heikel waren, mit Vorliebe verwendet wurde[3].

Ehe wir in die Prüfung der Louvois entlastenden Darstellung Rousset’s eintreten, sei es erlaubt, einige allgemeine Bemerkungen vorauszuschicken, um die nötige kritische Grundlage zu gewinnen.

Rousset erinnert daran, wie der Commandant einer vom Feinde bedrohten Festung durch Niederlegung zunächst der Vorstädte, dann der benachbarten Niederlassungen, Gehölze u. s. w. ringsum vollständig freies Terrain zu schaffen sucht, das dem Angreifer keine Deckung bietet und ihm selbst völlig unbehinderten Umblick erlaubt: von Niemand wird ihm ein Zerstörungswerk der Art verdacht oder gar zum Verbrechen angerechnet werden. In derselben Weise hat man, wie Rousset weiter bemerkt, gelegentlich wohl auch ganze Provinzen gegen einen feindlichen Einfall zu decken versucht, indem man durch Verwüstung weiter Landstriche einem eindringenden Heere die Möglichkeit des Unterhalts abschnitt: so nöthigte unter Franz I. der Marschall von Montmorency die Heere Karl’s V. zur Räumung der Provence. Es fehlt ja auch sonst nicht an Beispielen dafür, dass im Kampfe für die Unabhängigkeit eine Nation in patriotischer Erhebung ein solches Opfer gebracht hat. Um den drohenden Einfall der Verbündeten von den Niederlanden her abzuhalten, befahl Ludwig XIV. selbst 1689 durch königliche Ordonnanz, es sollte in den Grenzlandschaften innerhalb einer Linie, die von Montfaucon über Ornes,

  1. L’auteur et l’instigateur des incendies dans le Palatinat: Rousset a. a. O. IV S. 445.
  2. St. Simon, Mémoires I S. 68 ff.
  3. z. B. 1688 bei der versuchten Ueberrumpelung Papst Innocenz’ XI. in der Kölner Wahlsache.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_243.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)