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ein Unglücksfall oder die Eigenmächtigkeit eines verwilderten Streifcorps vorliegen. Sicher ist jedenfalls, dass er Mannheim vollständig niedergebrannt zu sehen wünschte, also der Stadt, mit Häusern, Kirchen u. s. w. den Untergang zudachte, nicht bloss ihre Entfestigung im Auge hatte.

Im Widerspruch nun mit dieser ganz klaren Weisung Louvois’ an Duras behauptet Rousset, Chamlay sei es gewesen, der die Zerstörung von Mannheim zuerst in Vorschlag gebracht und dabei das Programm für die nachmals befolgte barbarische Kriegführung entwickelt habe. Er beruft sich dafür auf einen Brief Chamlay’s an Louvois, der zunächst drei Wochen jünger ist als Louvois’ eben angeführtes Schreiben an Duras betreffend die Niederbrennung Mannheims und der ausserdem bei unbefangener Deutung, die nichts Besonderes in den Worten sucht, gar nichts von dem besagt, was Rousset in seiner Voreingenommenheit zu Gunsten Louvois’ darin findet.

Der unerwartet lange andauernde Widerstand Philippsburgs musste demnächst zu Ende gehen und die bisher dort festgehaltene Armee zu anderweitiger Verwendung frei werden, als Chamlay von dem dortigen Lager aus in einem Brief vom 27. Oct. 1688[1] Louvois ausführlich auseinandersetzte, was nach seiner Meinung demnächst am besten zu unternehmen sein würde. Er geht dabei von der damals in Frankreich vorwaltenden Ansicht aus, der eben begonnene Krieg werde in kürzester Frist durch einen vortheilhaften Frieden beendet sein. Für diesen ganz nahe geglaubten Zeitpunkt müsse, so thut Chamlay dar, eine für Frankreich möglichst günstige Lage geschaffen werden, um ihm die Erfüllung seiner Forderungen im Frieden zu sichern. Denn die überraschende Schnelligkeit der Französischen Eroberung würde Kaiser und Reich wohl zur Einsicht bringen und von der Nutzlosigkeit einer Fortsetzung des Kriegs überzeugen, für die ihnen nach der Besetzung so vieler festen Plätze durch die Armee des Königs allein schon die zur Errichtung von Magazinen nöthigen Punkte fehlten: durch Schaden klug geworden, würden sie sich in die Zeit schicken und der Gewalt weichen. Nach dieser Feststellung des Gesichtspunktes, von dem aus er seine Vorschläge

  1. Lettr. mil. V S. 197–98; Rousset IV S. 163 benützt dies Stück nur theilweise.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_254.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)