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zunächst liegt der Unterschied, den Chamlay zwischen Mannheim und den anderen von ihm erwähnten Orten gemacht sehen will. Ein weiterer Unterschied aber findet dann insofern statt, als die übrigen rechtsrheinischen Orte zunächst noch im Besitz ihrer Befestigungen gelassen und erst im nächsten Frühjahr derselben beraubt werden sollen, während Mannheim sofort rasirt werden soll. Denn gerade in Betreff Mannheims kam es nach Chamlay’s Meinung darauf an, vor dem Beginn von Friedensverhandlungen eine vollendete Thatsache zu schaffen, damit der Pfälzer Kurfürst keine Möglichkeit hätte, die nicht gründlich zerstörten Befestigungen mit verhältnissmässig geringen Opfern wiederherzustellen.

Denn wenn er auch einen baldigen Frieden für wahrscheinlich hält, so will Chamlay doch auch für den Fall der Fortdauer des Kriegs den nächsten Feldzug wirksam vorbereiten und fasst seine Auseinandersetzungen schliesslich dahin zusammen: so lange ihr nicht beunruhigt und die Herren seid, zerstört, reisst nieder und macht euch so unbedingt zu Herren des Rheins, dass, wenn der Krieg wieder beginnt, die vier Rheinischen Kurfürstenthümer alsbald die erste Beute eurer Truppen werden und euch ausgezeichnete Winterquartiere liefern. Auf diese Art werden jene Fürsten mit Nothwendigkeit schliesslich Tributäre des Königs von Frankreich werden und im Dienste desselben sogar Deutsche Truppen unterhalten müssen[1].


III.

Nicht Chamlay, sondern Louvois hat zuerst von der Niederbrennung Mannheims gesprochen und bereits in seinem Schreiben an Duras die Autorität Ludwig’s XIV. selbst für seinen furchtbaren Plan in das Feld geführt. Mit dem Mannheim betreffenden Beschluss aber ist der Anfang zu der systematischen Verwüstung der Pfalz gemacht worden[2]. So wenig aber nun Rousset’s Behauptung zutrifft, Chamlay zuerst habe die völlige Zerstörung Mannheim’s in Vorschlag gebracht, ebenso wenig ist der weiterhin von ihm aufgestellte Satz begründet, Chamlay habe sich gegen das Gehässige einer derartigen, zunächst nur schüchtern und als Ausnahme vorgeschlagenen Massregel schnell abgehärtet und für

  1. Lettr. mil. V S. 200.
  2. Voltaire a. a. O.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_259.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)