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des Primatus über die Schlachtordnung des Französischen Heeres. Mit Allem, was sich sonst ausmachen lässt, im Widerspruch ist die Mittheilung, dass Karl’s Heer in nur zwei Schlachthaufen geordnet gewesen sei. Absicht verräth sich in der weiteren Angabe, dass in dem ersten dieser beiden Schlachthaufen, der nach der Darstellung des Primatus geschlagen wird, alle Nichtfranzosen gewesen sein sollen unter drei Französischen Führern, Heinrich von Cousance, Johann von Clary und Wilhelm L’Estandard, die in dem Kampf als die einzigen Helden erscheinen, indem Cousance in der Rüstung und unter dem Wappen seines Königs fällt, während die beiden Anderen sich mit todesverachtender Tapferkeit durch die dichtesten Feindeshaufen zu Karl durchschlagen. Alle Franzosen versetzt Primatus in die „seconde bataille“, die Karl persönlich anführt – offenbar zu dem Zweck, um ihnen allein alle Ehren des Tages zuzuwenden, alle Schmach aber auf die Nichtfranzosen abzuwälzen. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass Primatus mit dieser Zweitheilung absichtlich sich von dem gleichzeitigen Bericht entfernt, der ihm wie den Annales clerici ut videtur Parisiensis vorgelegen, in dem ganz sicher von drei Schlachthaufen auf Französischer Seite die Rede war, vgl. Ann. clerici: „idem Henricus [von Castilien] tanquam audax miles et probus in prima scala partis adversae cum pluribus bonis se ponens, primam scalam regis aggreditur, et illi de scala illa et de secunda fere omnes terga fuge dederunt, exceptis domino Henrico de Cousanciis, qui occisus est in armis regis et quibusdam Francigenis et pluribus aliis, qui ad scalam domini regis sunt reversi“. Bei solcher Dreitheilung sind unbedingt Franzosen genug in die erste Niederlage mithineingerathen, die das Heer durch den Seitenangriff des Infanten Heinrich erlitt – Primatus macht daher mit kühnem Griff seine Zweitheilung und versetzt alle Franzosen in die zweite Schaar, um sie wenigstens historiographisch vor den Hieben zu sichern, die sie in Wirklichkeit ebensogut wie die Nichtfranzosen mitbekommen hatten.

In seiner Schilderung des ersten Theils der Schlacht bietet Primatus uns eine ganze Reihe der wichtigsten Angaben – so die Schilderung der Uferbeschaffenheit des kleinen, aber tief ins Gelände einschneidenden Wasserlaufs, „ruissel d’un petit fleuve“, der die beiden Heere scheidet, des Kampfes an der über diesen

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_286.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2022)