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Giessbach führenden Holzbrücke, des Ueberganges der Konradiner an einer abwärts gelegenen Stelle, an der die Uferbeschaffenheit es ermöglichte, den Wasserlauf zu überschreiten, der vernichtenden Wirkung, die der dann von Heinrich von Castilien ausgeführte Flankenangriff für die Franzosen gehabt hat, die wichtige Angabe, dass die geschlagenen Leute Karl’s geflohen seien „as montagnes“ und noch vieles Andere; alles dieses mit Ausnahme der Angabe, Heinrich von Castilien habe das erste Treffen auf feindlicher Seite geführt – dürfte den wirklichen Verlauf der Schlacht recht genau wiedergeben.

Auch von dem letzten Theil der Schlacht – von dem Kampfe des von der Verfolgung der Geschlagenen zurückkehrenden Infanten Heinrich mit Karl von Anjou – entwirft Primatus eine werthvolle Schilderung, abgesehen überall von den Angaben, die von der oben dargelegten Tendenz des Autors beeinflusst sind. Gerade hier hat er mit dem von ihm benutzten gleichzeitigen Bericht manche einzelne Züge verknüpft, die er anderweitig erfahren hat. Dahin gehört wohl – ich komme darauf zurück – manches von dem über Erard de Valery Mitgetheilten, dahin die genauen Angaben über die besondere Tapferkeit des Guido von Montfort, dem Erard von Valery im dichtesten Getümmel den verdrehten Topfhelm zurechtrückt (S. 662).

Hier hat dann aber Primatus durch Beifügung einer derartigen wichtigen Einzelheit der Klarheit seiner Darstellung entschieden geschadet. Er fand in dem von ihm wie von den Annales clerici[1] benutzten Bericht die Angabe, dass Heinrich bei seinem ersten Angriff auf die Franzosen zurückgeschlagen sei, und dass er dann seine Leute zu einem nochmaligen Angriff gesammelt habe – mit nicht besserem Erfolg. Er ergänzt seine Quelle durch die Erzählung von der klugen Kriegslist des Erard de Valery, der durch verstellte Flucht an der Spitze von 30 Französischen Rittern die Leute Heinrich’s zur Lockerung ihrer festen Ordnung verleitet und es so den Franzosen möglich macht, zum Kampfe Mann an Mann in ihre Reihen einzudringen, und durch die weitere Angabe, dass schliesslich in diesen Einzelkämpfen die Franzosen ihre in der ungewohnten schweren Rüstung unbehilflichen Gegner im Ringkampf von den Pferden gerissen hätten.

  1. An der oben S. 284 angeführten Stelle der Annales.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_287.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2022)