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aber dieselben weichen vielfach voneinander ab, und man sieht bald, dass es sich bei denselben überall nur um ungefähre Schätzungen handelt, eine genaue, zuverlässige Kunde von der Heeresstärke hüben und drüben aber den Berichterstattern durchaus fehlt. Die Ritterheere des Mittelalters hatten eben nicht die feste taktische Gliederung, die in späteren Zeiten den Berichterstattern wenigstens annähernd zuverlässige Feststellung der Heeresstärke auf Grundlage der Ordre de bataille ermöglicht. Der Historiker darf von vornherein nicht darauf rechnen, aus mittelalterlichen Berichten sichere Ergebnisse über die Höhe der Streitkräfte zu gewinnen, sondern wird zufrieden sein müssen, wenn er die Frage annäherungsweise mit einiger Wahrscheinlichkeit zu beantworten im Stande ist.

Mit grosser Bestimmtheit lässt sich zunächst sagen, dass Konradin an Zahl seinem Gegner ganz bedeutend überlegen gewesen ist. Darin stimmen wohl alle uns vorliegenden Berichte überein. Selbst diejenigen, die sich mit allgemeinen Angaben begnügen, ermangeln selten, entweder die bedeutende Stärke Konradin’s im Allgemeinen hervorzuheben oder seine Ueberlegenheit ausdrücklich zu betonen[1].

Als Ausnahmen sind ein paar Angaben zu bezeichnen, dass auch Karl ein starkes Heer gehabt habe[2].

  1. Ricobaldus Ferrariensis, Muratori SS. IX, 136: Conrado copiosior erat exercitus – – – Karolus se numero imparem cernens – – – Johannes de Mussis, Chron. Placent. ibid. XVI, 531: Conradus – – – cum copioso exercitu. Andreas Dandulus ib. XII, 379 lässt Konradin „cum maxima militia“ nach Italien kommen. Annales Parmens. maiores, Mon. Germ. SS. XVIII, 682: habebat – – – Conradinus – – – innumerabilem multitudinem baronum comitum militum peditum et aliorum. – Annales Caesenates, Mur. SS. XIV, 1103: Konradin hat eine maxima comitiva. – Ann. Cavenses, Mon. Germ. SS. III, 194 sagen, Konradin sei nach Rom gekommen „exercitu maximo congregato“, – Jacobus Malvecius, Mur. SS. XIV, 945 cum innumero exercitu gentium Germaniae Lombardiam ingressus. – Chronica pontificum et imperatorum Mantuana, Mon. Germ. SS. XXIV, 217: Konradin wird besiegt cum innumerabili exercitu. – Notae Weingartenses, Font. IV, 126 Mon. Germ. SS. XXIV, 830 bemerken, dass auf Seite Konradin’s multis milibus cesis. – Chronicon Hanoniense, Mon. Germ. SS. XXV, 460 betont die Ueberlegenheit Konradin’s „car trop i avoit Conradins grant gent“. Nach der Chronique de Morée schätzt Villehardouin die Feinde al doppio della gente nostra.
  2. Ann. S. Justinae Patavini, Mon. Genn. SS. XIX, 190: Conradinus cum suo exercitu, et senator cum eo cum multitudine militum et peditum.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_305.jpg&oldid=- (Version vom 12.10.2022)