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fast dem ganzen zweiten Treffen[1] den Uebergang, und traf mit vernichtender Wucht in einem gänzlich unvorhergesehenen Angriff von der Seite die an der Brücke und den Ufern des Giessbachs stehenden Abtheilungen des ersten Französischen Treffens. Dieselben wurden vollständig geworfen; was nicht fiel, stob in wilder Flucht in der Richtung des erfolgten Angriffs in das Hügelgelände von Alba, hitzig von Heinrich und den Seinigen verfolgt[2]. Ueber die durch den Angriff Heinrich’s reingefegte Brücke drang nun sofort das erste Treffen Konradin’s, gefolgt vom dritten Treffen, vor, um anzugreifen, was sie von Franzosen vor sich fanden. Es war das hauptsächlich das zweite Treffen Karl’s von Anjou, das, dem ersten folgend, bis über den Ort Capelle vorgerückt war. Der neue Kampf hat sich, entsprechend der Richtung des Angriffs, zweifellos abgespielt zwischen dem Giessbach, dem Ort Capelle und dem Salto im Westen. Auch das zweite Französische Treffen wurde von den viel zahlreicheren Feinden vollständig geschlagen und vernichtet, nur wenige Versprengte retteten sich in der Richtung nach Avezzano fliehend, zu dem rückwärts stehenden dritten Treffen unter Karl. Es war 9 Uhr Morgens, als durch diese Kämpfe der grösste Theil des Französischen Heeres, das erste und zweite Treffen desselben, bis zur Vernichtung geschlagen wurde. Die siegreichen Krieger Konradin’s zerstreuten sich sofort, um Beute zu machen, namentlich den Gefallenen die Rüstungen abzunehmen. Niemand scheint daran gedacht zu haben, dass noch nicht das ganze feindliche Heer besiegt war. Karl von Anjou, der in seiner Stellung den Kampf nicht übersehen konnte, soll sofort, als er von den auf den Anhöhen stehenden Beobachtungsposten Kunde von dem Missgeschick der Seinen erhielt, wie uns von verschiedenen Seiten

  1. Dies betont Primatus.
  2. Saba Malaspina Cap. 10 behauptet, dass Jacobus de Gaucelmo, den er als Anführer des ersten Treffens auf Französischer Seite nennt, auf der Flucht erst in Aquila Halt gemacht habe. Obwohl die von Saba genannte Persönlichkeit ja gegründeten Zweifeln unterliegt, erscheint mir die Angabe sonst beachtenswerth. Die Kriegsgeschichte kennt ja viele Beispiele für die gewaltigen Entfernungen, die eine vollständig geschlagene Reiterei in einem Athem zurücklegen kann. Auch die Historiae regum Franciae continuatio a. a. O. S. 563 bemerkt im Allgemeinen: „que cele premiere escelle – – – fut vuincue – – – et s’en fouirent a la ville de l’Aigle“, aber vielleicht – s. oben S. 290 – nach gleicher Vorlage.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_327.jpg&oldid=- (Version vom 13.10.2022)