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berichtet wird, mit dem dritten Treffen zum Angriff haben vorgehen wollen. Dieser Angriff hätte, voreilig ausgeführt, bei der grossen Ueberzahl der Gegner schwerlich Erfolg gehabt, wohl aber leicht auch dem Rest des Französischen Heeres verhängnissvoll werden können. Es war daher ein Glück für Karl, dass er seine und seiner Leute Ungeduld zügeln liess durch den Rath des Erard de Valery, der mit dem Angriff bis zum richtigen Augenblick zu warten empfahl. Dieser richtige Augenblick kam bald genug. Keiner Gefahr mehr gewärtig, hatten die Deutschen und die anderen Leute Konradin’s sich beim Plündern und um der Ruhe zu pflegen, vollständig zerstreut, als Karl mit seinem Treffen über Capelle hervorbrechend die gänzlich ungeordneten Feinde angriff. Der Erfolg scheint ein ebenso rascher wie vollständiger gewesen zu sein. Die Konradiner vermochten sich nicht zu ordnen, der Träger der Reichssturmfahne wendete sich zur Flucht, der Träger des Adlerbanners fand den Tod, rasch scheint allgemeine Panik entstanden zu sein, und die Niederlage des ersten und dritten Treffen Konradin’s gestaltete sich ebenso vollständig, wie vorher die der Franzosen, zumal jetzt ihnen der grösstentheils unpassirbare Giessbach im Rücken die Flucht in schlimmer Weise erschwerte. Konradin selbst hatte man bei seiner grossen Jugend am Kampfe nicht Theil nehmen lassen. Er war mit einer Bedeckung[1] hinter dem vorrückenden Heer zurückgeblieben und hat höchst wahrscheinlich den Giessbach nicht überschritten. Die Flüchtenden, soweit sie nach Karl’s Angriff über den Wasserlauf zurück dem Lager zuströmten, rissen Konradin und seine Begleitung mit fort. Er trat den Rückzug an auf dem Wege, den er gekommen war[2]. Als er auf demselben

  1. Ann. Placent. Gibell. S. 528: reperientes suum regem qui cum paucis militibus post eos remanserat ipsum cum omnibus in fugam converterunt. Nach Ricobaldus Ferrariensis, Muratori SS. IX, 136 wäre die Bedeckung Konradin’s stark gewesen: Conradus in acie integra eminus proelii spectator erat, und hätte er daran gedacht, mit derselben Karl anzugreifen: Conrado cum Karulo volenti confligere oblatum est consilium, ne se pugnae committeret cum viris fortissimis quos rerum desperatio fortiores agebat, quoniam in ancipiti esset eventu, sed dispositis rebus alias cum rege militum inope congrederetur, a quo Siculi regni pars magna desciverat. Conradus cum maxima parte sui exercitus inde digreditur.
  2. Ficker a. a. O. S. 526.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_328.jpg&oldid=- (Version vom 13.10.2022)