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Zeitraum vom 9. Februar 1260 bis zum Tage vor der Schlacht erstreckt, hat eine grosse Zahl der Urkunden aufbewahrt, welche sich auf die Vorbereitungen beziehen, die theilweise von Tag zu Tag die Florentiner trafen, um diesen Kriegszug ins Werk zu setzen und auszuführen. Aber es sind nicht nur rein kriegerische Vorbereitungen, die wir aus ihnen kennen lernen. Die Urkunden enthalten die werthvollsten Angaben zur Topographie und Verwaltungsgeschichte von Florenz und seiner Grafschaft, haben uns die Namen zahlreicher Florentiner, bekannter und unbekannter, aufbewahrt und gestatten uns einen Einblick in sociale Verhältnisse, wie kaum ein anderes Document. Lernen wir doch z. B. allein die Namen von mehr als 200 Notaren aus ihnen. An diese mehr allgemeinen Bemerkungen schliesst sich eine detaillirte Beschreibung der jetzt in einen prächtigen Folioband gebundenen Urkundensammlung. Ursprünglich bestand sie aus neun verschiedenen Theilen (registri), welche die Aufzeichnungen der verschiedenen mit der Heeres-Ausrüstung, -Leitung und -Verproviantirung u. s. w. betrauten Magistrate enthielten und die den Sienesen als werthvolle Stücke der Siegesbeute in die Hände gefallen waren, und von diesen bis nach der Eroberung ihrer Stadt durch den ersten Mediceischen Grossherzog (1555) sorgfältig aufbewahrt wurden. Erst 1570 kam der Band nach Florenz. Seitdem ist er hier im Staatsarchive verblieben. Bedenkt man, dass von den älteren Urkunden, welche die Stadt Florenz betroffen, so unendlich viel verloren gegangen ist – besitzen wir doch keine der zahlreichen Abschriften mehr, welche von den Statuten der Comune (Podestà) und des Popolo vor dem Jahr 1300 gemacht worden sind –, so wird man zu glauben geneigt sein, dass wir die Erhaltung dieser merkwürdigen Actenstücke nur dem Umstände verdanken, dass diese Stücke der Florentiner Heereskanzlei den Sienesen 1260 in die Hände fielen. Sie haben sie dann, wie zahlreiche ihrer eigenen Urkundenbände aus dem 13. Jahrhundert beweisen, glücklicher aufbewahrt, als es die Florentiner zu thun im Stande waren. Heisst es doch z. B. bei G. Villani XII, 17, dass gelegentlich der Vertreibung des Herzogs von Athen aus Florenz (1353) im Palazzo „ogni atto e scritture vi furono prese e arse – – – e poi ruppero la camera di comune e di quella tratti tutti i libri ov’ erano scritti tutti gli sbanditi e rubelli e condannati del comune e arsi tutti; e simile rubati tutti gli atti dell’ uficiale della mercatanzia senza contrasto niuno“ etc. etc. –

Nachdem Herr C. Paoli diese neun ursprünglichen Abtheilungen, aus denen der heutige Libro di Montaperti zusammengesetzt ist, eingehend besprochen hat, gibt er die hier schon angedeutete Geschichte der Handschrift in einem 3. Capitel und deren litterarische Benutzung

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_344.jpg&oldid=- (Version vom 17.12.2022)