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und Verwerthung in einem vierten. Dass der Abdruck der Urkunden selbst, in der Reihenfolge der neun verschiedenen Bestandtheile, dann diplomatisch exact ist, bedarf keiner weiteren Versicherung. Schreibfehler des Originals sind von dem Herausgeber im Text verbessert, doch ist die Lesart der Handschrift in den Anmerkungen notirt, die gelegentlich auch erläuternde Bemerkungen des Herausgebers[WS 1] zum Texte bringen. Vier ausführliche Register, welche die Urkunden in ihrer chronologischen Ordnung aufführen und Sachen-, Orts- und Namensverzeichnisse bringen, beschliessen diese musterhafte Publication.

O. Hartwig.     


Waldenserprocess in Regensburg 1395. H. Haupt schliesst in seinem instructiven Artikel über Waldenserthum und Inquisition im südöstlichen Deutschland (oben Bd. III S. 337[WS 2] ff.]], besonders 349) aus den Aussagen des Webers Borschön, dass zwischen 1380 u. 1400 mindestens zwei Waldenserverfolgungen in Regensburg stattgefunden haben. Ueber eine Untersuchung kann ich Näheres berichten; ob sie aber mit einer der von Borschön in seinem Verhör erwähnten sich deckt, lässt sich, trotzdem sie in die angegebene Zeit fällt, nicht feststellen, da das Nachfolgende nur aus Einzelprotokollen stammt.

Cod. 3748 der Wiener Hof- und Staatsbibliothek enthält unter andern wichtigen Materialien zur Regensburger Kirchengeschichte des ausgehenden 14. Jahrhunderts auf fol. 145 ff.: Examen Conradi Huter civis Ratisponensis. Die Untersuchung führte in Gegenwart des Bischofs Johann, mehrerer Domherren und anderer höherer Geistlichen der Pfarrer von St. Ulrich, Friedrich Sussner, als „inquisitor heretice pravitatis per predictum episcopum deputatus“. Der Angeklagte sagte zunächst aus, dass er vor zwei Jahren freiwillig seine Irrthümer abgeschworen und Denunciation seiner früheren Genossen versprochen habe. Die sonstigen Aussagen beziehen sich auf bekannte Waldensische Lehrsätze. Der Laienbeichtvater heisst, wie auch sonst, „Nicolaus in vulgo: Her Niclas“. Konrad war durch Freunde und Auswärtige der Secte zugeführt worden, die angeblich alle bereits gestorben waren. In Donauwörth war seine Schwester Elisabeth als „relapsa“ verbrannt.

In einem fünf Tage später am 2. October stattfindenden Verhör gesteht er, dass auch seine Schwiegermutter mit seiner Schwester verbrannt und seine Frau ebenfalls in der Häresie unterrichtet gewesen sei, doch leugnet er, in Donauwörth, wo er zuletzt vor dem Kriege der Baiernherzöge mit den Reichsstädten gewesen sei und wo ihn wohl hundert Bekannte, darunter manche Waldenser, im Hause seiner

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Heraugebers
  2. Vorlage: 336
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_345.jpg&oldid=- (Version vom 17.12.2022)