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Formator nicht mit Tailleur, sondern mit Professeur, Lehrer, zu übersetzen sein.

Provinzial- u. Localgeschichte. L. Devillers hat den 4. Bd. seines Urkundenbuches der Grafen von Hennegau veröffentlicht[1] und darin 572 Documente gesammelt, deren Werth für die Belgische Geschichte von 1414–28 unbestreitbar ist. Eine gelehrte Einleitung fasst die letzten Jahre Wilhelm’s IV. und die Regierung der Jacobäa von Baiern kurz zusammen. Der Autor berichtigt dabei eine Anzahl bisher falsch gegebener Daten und liefert brauchbare Angaben über wenig bekannte Punkte.

Das Buch von Thys ist nicht nur eine Geschichte des Capitels von Tongres[2]; es berücksichtigt die ganze Vergangenheit der Stadt und ihrer Umgebung seit der christlichen Aera. Wirklich Neues enthält der Theil des Werkes, welcher sich auf das Capitel, seine Würdenträger und die von ihm verliehenen Beneficien bezieht. Namensverzeichnisse vervollständigen diese wichtige Monographie.

H. Pirenne hat ein viel beachtetes Buch über die Verfassung von Dinant seit ihrem Meroving. Ursprung bis zum 18. Jh. geschrieben[3]. Er legt mit grosser Klarheit die fiscalische Organisation, die Entstehung und Entwicklung von Handel und Gewerbe, speciell des berühmten Handwerks der Kupferschläger, die Aufnahme von Dinant in die Hanse etc. dar. Er zeigt, wie der communale Organismus allmählich entstand, um sich dann 1348 vollständig zu entfalten. Damals findet die städtische Autonomie ihren Ausdruck in den Geschworenen (Bürgern und Handwerkern), während die Schöffen des Fürstbischofs auf ihre gerichtlichen Befugnisse beschränkt werden. Nach langen Kämpfen war die Eintracht unter den drei Elementen der Bevölkerung (Bürgern, Kupferschlägern und gewöhnlichen Handwerkern) wiederhergestellt, und zwei Jahrhunderte bleibt dann diese Verfassung ohne Abänderungen in Kraft; aber von 1540 ab tritt der Rath vor dem Vertreter des Bischofs zurück, und nach und nach verschwindet die Unabhängigkeit der Gemeinde. – Der Autor gibt fast auf jeder Seite geistvolle Vergleichungen zwischen der Verfassung von Dinant und derjenigen Deutscher und Französischer Städte. Er zeigt darin einen ebenso geübten kritischen Sinn als ausgebreitete Kenntniss der besten einschlägigen Leistungen der auswärtigen Literatur. Seine Abhandlung ist vielleicht die beste histor. Arbeit, welche 1889 in Belgien erschienen ist.

  1. Vgl. Bibliogr. ’90, 2403.
  2. Le chapitre de Notre-Dame à Tongres. Anvers, Plasky. 2 vol. 566; 579 p. Vgl. Bibliogr ’90, 2380 a.
  3. Vgl. Bibliogr. ’89, 3511.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_385.jpg&oldid=- (Version vom 19.12.2022)