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einen Bailli in jeder Stadt[1], ihm waren aber ausser dem Vicecomes mehrere Judices unterstellt. Nachdem das Bailliamt durch die Reformen König Roger’s seine frühere Bedeutung eingebüsst hatte, mochte es zweckmässiger erscheinen in einer Stadt mehrere Baillis zu ernennen, denen jetzt je ein Judex beigegeben wurde[2]. So verschwand der Unterschied zwischen judex und vicecomes, der richterliche Unterbeamte des späteren Bailli mochte sich nach Belieben judex oder vicecomes nennen.


3. Topoteretes und Castellan.

Neben dem Turmarcha begegnet uns der Topoteretes am häufigsten in den Urkunden aus der Zeit der Byzantinischen Herrschaft. Für die Erkenntniss des Wesens des Amtes haben wir hier nur ein Zeugniss: der τοποτηρήτης Leo de Maralda unterschreibt sich in einer Urkunde als custos civitatis[3]. Aber dieses Zeugniss ist unzweideutig: Wächter der Stadt ist der Stadtcommandant, der Befehlshaber der Stadtbesatzung. Damit stimmt, was wir aus Byzantinischen Schriftstellern und Glossarien über das Amt erfahren. Wie das Thema in τοῦρμαι, war die τοῦρμα in τοποτηρησίαι oder βάνδα eingetheilt[4]; βάνδον bezeichnet ebenso wie θέμα und τοῦρμα sowohl eine militärische Abtheilung als einen ländlichen Bezirk, alte Glossen geben es durch κουστωδία wieder[5], κουστωδία ist die Mannschaft, welche das

  1. In den älteren Normannischen Urkunden findet sich stets nur ein Bailli erwähnt; selbst die grössten Handelsstädte Trani, Messina und Salerno haben nur einen Bailli. Vgl. das Diplom von 1139 für Trani bei Vania, Cenno storico della città di Trani p. 49. Messina hat nur im J. 1183 vorübergehend 2 Strategen, Cusa p. 632. Ueber die Strategen von Messina und Salerno Huillard-Bréholles IV, 1, p. 72.
  2. Es war dies der Zustand, wie ihn Friedrich II. vorfand. Mehrere Baillis finden sich z. B. a. 1183 in Centiripus (Cusa p. 432); a. 1173 und 1178 in Petralia, Cusa p. 654–658.
  3. Trinchera p. 20. Als eine militärische Charge begegnet uns der Topoteretes bei Lupus, Mon. Germ. SS. V p. 57 ann. 1018, vgl. auch Anonymus Barensis, Murat. V p. 150.
  4. Constantin. Porphyr., De admin. imp. c. 50, p. 224 ff.: Ἰστέον ὄτι ἐπὶ Δέοντος τοῦ φιλοχρίστου δεσπότου ἀπὸ τοῦ θέματον τῶν Βουκελλαρίων εἰς τὸ Καππαδοκῶν θέμα μετετέθησαν ταῦτα τὰ βάνδα, ἤτοι ἡ τοποτηρησία Βαρέτας, ἡ τοποτηρησία Βαλβάδωνος – – – καὶ ἐγένοντο ταῦτα τὰ ἕπτα βάνδα – – – τοῦρμα μία. ἥ νῦν τὰ κόμματα λεγομένη.
  5. Du Cange, Glossarium Gr. Barb. citirt Lexicon Cyrilli etc.: Κουστωδία τὸ στράτευμα, ὅπερ οἱ Ρωμαῖοι βάνδον κεκλήσκουσι καὶ καλοῦσι. – Κουστωδία
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_045.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2022)