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Zur Lebensgeschichte des Johannes de Cermenate. Bis vor kurzem lag die Mailänder Chronik des Johannes de Cermenate nur in mangelhaften, den Anforderungen der Neuzeit nicht genügenden Drucken vor. Diesem Uebelstande ist nun durch Prof. L. A. Ferrai’s im Jahre 1889 erschienene, im allgemeinen recht anerkennenswerthe Ausgabe[1] abgeholfen. Was jedoch Ferrai in der „Prefazione“ über das Leben des Mailänder Chronisten sagt, ist zum Theil recht zweifelhafter Natur; einige Bemerkungen dürften desshalb hier am Platze sein.

Auf Grund der ziemlich reichlichen Nachrichten, die Cermenate in seiner Chronik über sein eigenes Leben gibt, ist mehrmals, so von Muratori, über unsern Notar gehandelt worden; daneben existiren urkundliche Erwähnungen und einige Notizen mehr chronistischer Art, die als Material für die Lebensgeschichte Cermenate’s verwandt werden können.

Betreffs der Abstammung Cermenate’s nun verweist Ferrai ganz mit Recht als besten Beleg auf den Namen selbst. Die Familie Cermenate stammt unzweifelhaft aus dem gleichnamigen kleinen Ort bei Como. Ferrai glaubt freilich noch weiteres bezüglich der Herkunft unseres Autors nachweisen zu können. Insbesondere dass sein Vater den Namen Lorenzo geführt, sieht er als gesicherte Thatsache an, während man bisher meinte, einer diesbezüglichen Notiz bei Argelati, Bibliotheca script. Mediolanensium I p. 410 C wenig Glauben beimessen zu sollen. Die Zuverlässigkeit der Angabe Argelati’s erachtet Ferrai als durch einen von ihm gemachten Fund bestätigt. Er druckt p. xxiij–xxv eine Urkunde vom 9. März 1344, die handschriftlich in zwei Copien des Archivio notarile zu Mailand, gedruckt in den Miscellanea der Brera-Bibliothek erhalten ist. Den Notar „Johannes de Cermenate filius quondam Laurentii“, der dort begegnet, identificirt Ferrai unbedenklich mit unserem Autor.

Nun liegt aber ein eigentlicher Grund dazu ausser in dem höchst bedenklichen Zeugnisse des Argelati nicht vor. Liesse sich nachweisen, dass Argelati seine Nachricht alter Mailänder Localtradition verdankt, so würde dieselbe etwas gelten, indessen nimmt Ferrai p. xiv Note 2 selbst an, dass Argelati „trasse le notizie – – – da un instrumento“. Sollte es nun am Ende dieselbe Urkunde gewesen sein, die jetzt Ferrai entdeckt und durch die er es unternimmt, die Angabe Argelati’s zu stützen?

Was die Urkunde selbst anlangt, so scheint mir dieselbe mehr Merkmale dafür zu enthalten, dass ein anderer Johannes de Cermenate,

  1. Fonti per la storia d’Italia. Scrittori Nr. II, vgl. Bibliogr. Jg. 1889 Nr. 2902 und Jg. 1890 Nr. 939.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_159.jpg&oldid=- (Version vom 20.12.2022)