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als dass unser Autor gemeint ist, wiewohl zuzugeben, dass an sich das Jahr 1344 keinen Anstoss zu erregen brauchte, da eine Reihe anderer Urkundenzeugnisse es allerdings ausser Frage zu stellen scheinen, dass der Chronist Cermenate ein hohes Alter erreichte.

Das Bedenkliche an der Identificirung ist überdies, dass weder der Stand jenes Cermenate noch der Vorname Johannes etwas zur Unterstützung der Hypothese Ferrai’s beitragen. Wie Ferrai selbst p. xvj Note 3 anmerkt, lassen sich nicht wenige Beispiele dafür nachweisen, dass Angehörige der Familie Cermenate sich dem Berufe als Notar widmeten, andererseits erhellt aus zwei ebenda von Ferrai angeführten Beispielen, die sich bei genauerer Forschung wahrscheinlich noch vermehren liessen, dass der Name Johannes im Hause Cermenate erblich, jedenfalls keine Seltenheit war.

Der Freundlichkeit des Herrn E. Motta in Mailand verdanke ich die Mittheilung, dass sich am 4. September 1388 dort ein Notar Johannes de Cermenate nachweisen lasse[1]. Ob derselbe identisch ist mit dem von Ferrai (a. a. O.) zum Jahre 1394 erwähnten Giovannino da Cermenate, oder, was wahrscheinlich, als dessen Vater zu betrachten ist, oder ob er gar identisch ist mit dem zum Jahre 1344 erwähnten, mag späterer Forschung überlassen bleiben; wir sehen, dass die Frage der Abstammung des Mailänder Chronisten sich mehr und mehr zu einer genealogischen zuspitzt, die nicht ohne erneute eingehendere Durchforschung der Mailändischen Archive für Zwecke der Geschichte des Hauses de Cermenate gelöst werden kann. Insbesondere dürfte dabei der Gesichtspunkt ins Auge zu fassen sein, ob das

  1. Die betreffende Urkunde findet sich im Mailänder Archivio notarile unter den „Acten“ des Notars Marcolo Golasecca. Die Unterschrift lautet: Actum in statione que tenetur per Johannem de Cermenate notarium sita in parochia Sti. Michaelis ad galum porte Cumane Mediolani. Ferrai ist überhaupt in der Verwerthung seines auf Cermenate bezüglichen Fundes nicht mit genügender Sorgfalt verfahren. Seine Mittheilung, dass dieselbe von neun Notaren unterzeichnet sei, ist falsch, es sind vielmehr acht. Die beiden von ihm genannten Notare „Jacobus dictus Minitius, Cuminius filius quondam Tomasii“ vereinigen sich zu einem einzigen: „Jacobus dictus Minettus Cuminius filius quondam Tomasii“. Diese Kenntniss verdanke ich nächst Herrn Motta auch der gütigen Mittheilung des Herrn P. Ghinzoni in Mailand, der gleichfalls so freundlich war für mich Nachforschungen anzustellen. Jene Urkunde hat übrigens die Namen der acht Notare nicht nur im Texte, sondern ist auch mit den gesonderten.Unterschriften eines jeden von ihnen versehen. – Erwähnt sei hier noch, dass Ferrai’s Urkunde vom Jahre 1344 nicht zu den Acten eines Notars Carlo Ripa di Giovanni gehört, derselbe vielmehr Carlo Riva di Giovanni heisst.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_160.jpg&oldid=- (Version vom 20.12.2022)