Seite:De DZfG 1891 05 162.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Namen den Ort des früheren Aufenthaltes oder auch der Geburt einfach zufügte. Als Beispiel dafür, wie wenig de Cermenate ursprünglich Gentilname war, führe ich an, dass in Urkunde vom 14. November 1283[1] zu Bulgaro Grasso ein „Martinus Mulinarius filius quondam Alberti de Puteo de Cermenate“ genannt wird, dessen Zugehörigkeit zu der Comasker Familie man doch unmöglich wird behaupten wollen.

Nicht viel besser steht es mit den andern Gründen Ferrai’s. Der Aehnlichkeit des Berufes wird man ein grosses Gewicht nicht beimessen können, weil wir erstens über den Stand jenes angeblichen Vaters Lorenzo nicht das Mindeste wissen[2], zweitens die Zahl der Familien, aus denen Mitglieder sich dem Notariatsstande widmeten, in den Lombardischen Städten meist ziemlich gross war und die Beschaffenheit unseres Quellenmaterials für diese Zeit es mit sich bringt, dass uns gerade jene am meisten an die Oeffentlichkeit tretenden Personen besonders bekannt werden.

Das Citat endlich aus Giovio hätte Ferrai besser ganz bei Seite gelassen; dasselbe lässt – eine offenbare Fabel! – nicht den Lorenzo, sondern unsern Chronisten in Mailand einwandern. Zudem spricht das Citat, wie mir scheint, sich nicht darüber aus, ob die Einwanderung von Como oder etwa nur von dem Comasker Districte her erfolgt sei. Vermuthlich verdankt Giovio seine Weisheit einfach einer von ihm oder einem seiner Gewährsmänner angestellten Combination aus dem Namen Cermenate’s.

Besondere Beweise glaubt dann Ferrai für die Mailänder Geburt unseres Chronisten [die an sich zwar aus allgemeinen Gründen wahrscheinlich, aber keineswegs sicher bezeugt ist, so wenig als etwa die Comasker Herkunft seines Geschlechtes] anführen zu sollen. Die Sicherheit, welche er seiner Beweisführung beimisst, leuchtet hervor aus den Worten p. xiv: „Tutto infatti induce a credere che Giovanni da Cermenate non trasportasse già l’arte sua a Milano, ma vi sia nato in sullo scorcio del secolo 13“. Er argumentirt: Cermenate sei von seinen Mitbürgern im Jahre 1313[3] [in Wirklichkeit vielmehr 1312!], wie bekannt, mit zwei andern Mailändern zusammen als Syndicus zum Statthalter Heinrich’s VII. nach Lodi geschickt worden.

  1. Monumenta hist. patriae a. a. O. p. 461.
  2. Wäre Lorenzo gar als Notar schon in Como thätig gewesen, so könnte man selbst geneigt sein zu vermuthen, dass seiner zusammen mit jenem Beltramus in den Statuten Como’s Erwähnung gethan wäre, was jedoch nicht der Fall.
  3. Vgl. Prefazione p. xiv und xv.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_162.jpg&oldid=- (Version vom 20.12.2022)