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welchem unter diesem Datum von den „presides summorum senatuum totius Francie“ gesprochen wird. Die Abhandlung über die historische Geographie der Bretagne von A. de la Borderie[1] ist viel wichtiger. Der Verfasser kennt die Provinz, von der er spricht, vortrefflich und setzt, ohne das Detail zu vernachlässigen, in vorzüglicher Darstellung die tiefliegenden Ursachen auseinander, welche im 10. Jahrhundert in der Bretagne die Feudalität mit ihren grossen Grafschaften und Grenzlehen herbeiführten, und zeigt, wie die Festsetzung der Einkünfte von Penthièvre die Unterwerfung des Herzogthums unter fremden Einfluss bewirkte.

Für das mittlere Frankreich können wir einen guten Bericht L. Guibert’s über das Chartular von Obazine anführen[2]. Dieses Manuscript, das jüngst der Nationalbibliothek geschenkt wurde, ist sehr werthvoll für die Geschichte von Limousin und La Marche. Guibert’s Abhandlung hebt die Wichtigkeit desselben genugsam hervor und gibt ein Inhaltsverzeichniss. – Champeval hat die Veröffentlichung der Chartulare von S. Martin du Tulle[3] und von Uzerche[4], die beide sehr wichtig sind, fortgesetzt. – Spont’s Artikel über die Steuern in Languedoc von 1490–1515 ist eine gute Einzeluntersuchung über die Französischen Finanzen gegen Ende des Mittelalters[5]. Unter Ludwig XI. machte Languedoc die Hälfte des eigentlichen Königreiches und sicherlich die reichere aus. Spont ist im Stande gewesen, für jedes Jahr die von den Landständen bewilligte Summe und die vom König verlangten Hilfsgelder zu bestimmen. Man sieht, dass die grossartige Politik Ludwig’s XI. und die unsinnigen Feldzüge Karl’s VIII. und Ludwig’s XII. dem Lande sehr theuer zu stehen kamen. Frankreich konnte diese Lasten ohne Nachtheil ertragen dank dem wunderbaren Aufschwung von Industrie und Handel am Ende des verderblichen 100jährigen Krieges.

Das von dem Domherrn Pottier bearbeitete Verzeichniss von gedruckten oder handschriftlichen „Chartes de coutumes“ der Ortschaften des jetzigen Departements Tarn-et-Garonne wird gute Dienste leisten[6]. Dieselbe Arbeit ist schon für Ariège gethan worden und die Localhistoriker müssten ähnliche Verzeichnisse auch für die übrigen Provinzen

  1. Rennes, Plichon. 1889. 198 p.
  2. Soc. des lettres etc., de la Corrèze, (siégeant à Tulle). Bull. 1869. livr. 4.
  3. Soc. archl. de Tarn-et-Garonne, Bull., 1889. 4. trimestre.
  4. Soc. des lettres de la Corrèze, Bull. 1889.
  5. Ann. du Midi, 1890, juillet.
  6. Montauban. 29 p. (Soc. archl. de Tarn-et-Garonne, Bulletin, 1889.)
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_207.jpg&oldid=- (Version vom 21.12.2022)