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Wie wir früher gesehen, hatte Frankreich in Schweden stets die Gegner einer Vermehrung der königlichen Machtbefugnisse unterstützt, indem es von dem Grundsatze ausging, dass eine Schwächung der königlichen Gewalt ihm weit bessere Gelegenheit zur Einmischung in die inneren Angelegenheiten Schwedens und zur Erhöhung seines dortigen Einflusses gewähre. Aber die letzten Jahre hatten mit vernichtender Klarheit die Fehlerhaftigkeit dieses Princips erwiesen. Grosse Geldsummen waren an die Freiheitspartei verschwendet worden, ohne ein anderes Resultat, als dass das Schwedische Königthum, nur wenig geschwächt, mit Russland liebäugelte, der Französische Einfluss aber mit jedem Tage mehr an Bedeutung verlor. Man musste sich daher nothgedrungen in Frankreich die Frage vorlegen, ob nicht vielleicht mit Hilfe des Königthums besser und schneller das zu erreichen sei, was doch unbedingt als die Hauptaufgabe Frankreichs in Schweden zu betrachten war: Die Vernichtung des täglich wachsenden Russischen Einflusses.

In der That sehen wir den Herzog v. Praslin bald zu Breteuil äussern, er solle, da die Vermehrung der Königsmacht in Schweden „nützlich und nothwendig“ erscheine, „unmerklich und mit weisester Umsicht“ die Gemüther hierzu bearbeiten, und auch die Anhänger des Französischen Systems in Schweden erachteten es für „unerlässlich“, „einige Veränderungen zu treffen, welche gewissermassen dem Hofe zum Vortheil gereichen“[1]. Demgemäss suchte sich Breteuil der Königin zu nähern, freilich nur mit der grössten Vorsicht, da er von vornherein ihren Zusicherungen und Versprechungen[2] nicht recht traute, und ihr

    zu verfolgen. Schon am 11. Februar 1764 schreibt Bernstorff an Schack über die Schaukelpolitik Adolf Friedrich’s und Ulrikens: „La prétendue mésintelligence ou division de principes entre le Roi Son époux et Elle m’est un nouveau motif de soupçon. Cette division n’est pas naturelle pour qui connaît l’ascendant pris d’une part et la différence de génie de l’autre, et ne me paraît par conséquent qu’un jeu concerté entre Eux pour essayer de S’acquérir par là du crédit dans les deux partis et d’en réunir le bénéfice en faveur de l’autorité Royale“. Corr. minist. II, 162.

  1. Depesche Breteuil’s vom 12. Februar 1764; citirt bei Malmström V, 257 Anm. 3 und bei Raumer, Beiträge zur neueren Geschichte III, 214 Anm. (Leipzig 1839).
  2. Anfang Januar 1764 äusserte er zu Schack: „Que la Reine tenait en toutes occasions des propos très convenables, excusant Sa conduite passée
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_310.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)