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derartigen „Systems“ keinem Zweifel und handele es sich nur um eine nähere Prüfung der Höfe, welche bei der Bildung dieser Allianz in erster Linie zu berücksichtigen seien[1]. Besonders viel verspräche er sich von einer Mitwirkung Dänemarks, mit dessen Beistand es ein Leichtes sein werde, den Französischen Einfluss in Schweden zu brechen und ein System zu begründen, welches dieses Land zu „einem der wichtigsten Glieder“ der grossen Nordischen Allianz machen könne. Und zwar hoffe er um so eher auf den Anschluss des Kopenhagener Hofes, als Verhandlungen mit demselben bereits eingeleitet seien und Russland ausserdem in Gestalt der Holsteinischen Frage ein vorzügliches Mittel in Händen habe, um die Dänische Regierung gefügig zu machen. Schwieriger stehe es mit Schweden, in Folge des Uebergewichts der Freunde Frankreichs, die sicherlich mit aller Kraft einer Nordischen Allianz sich widersetzen würden. Jedoch glaube er, auch diesen Widerstand mit Dänischer Hilfe überwinden zu können, wofern es nur erst gelungen sei, in Uebereinstimmung mit dem soeben zwischen Preussen und Russland vereinbarten, auf Schweden bezüglichen Geheimartikel eine Antifranzösische Partei daselbst zu gründen. Am wenigsten rechne er auf England. Gleichwohl sei es immerhin möglich, dass auch diese Nation schliesslich die Augen öffnen, die Gefahr ihrer Isolirung bemerken und freiwillig Schritte zum Anschluss an die Nordische Allianz unternehmen werde, für welche sie „nicht nur durch ihre thatsächlichen Kräfte, sondern auch durch ihr Geld“ „ein nützliches Mitglied“ werden könne[2].

Die Hauptschwierigkeit, welche sich der Ausführung dieser „Idee“ entgegenstellte, war die schon früher erwähnte heftige Abneigung Friedrich’s des Grossen gegen ein Bündniss mit England und seine kühle Zurückhaltung gegen Dänemark[3]. Denn ohne Preussen war eine „Nordische Allianz“ nur ein Phantasiegebilde.

  1. Bezüglich dieser Allianz heisst es u. a.: „L’alliance conclue déjà entre V. M. et la Russie servirait de fondement à cet édifice. Celles qui se feront à l’avenir avec les autres Cours, seraient réglées sur le même pied“.
  2. Die obige Schilderung gründet sich auf die Depesche von Solms an Friedrich vom 28. April. Sbornik XXII, 241–46.
  3. Friedrich an Solms, 18. April 1764: „Une alliance de la Russie avec le Danemarc ne saura nuire, mais ne pas aussi procurer grand bien“. Sbornik XXII, 224.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_316.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)