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jemals die Hand bieten würden, sondern nur „gemäss den alten Gesetzen und Gewohnheiten dieses Landes“ „ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen der königlichen und der reichsräthlichen Gewalt zu schaffen beabsichtigten“[1].

Gleichzeitig mit seinem Bericht über diese Unterredung übersandte Solms auf Wunsch der Preussischen Regierung ein von ihm ausgearbeitetes Promemoria, in welchem er die Nordische Politik Panin’s in knappen, treffenden Zügen zeichnete. Der Grosskanzler – so führte er aus – glaube, die Verhütung einer Wiedereinführung der Souveränität in Schweden liege um so mehr im Interesse der beiden Alliirten, als zu befürchten sei, dass die Französische Regierung eine solche Wiedereinführung sogar begünstigen werde, da sie durch die Erfahrung belehrt worden, wie wenig die Anhänger Frankreichs der Hofpartei gewachsen seien. Demnach käme es zur Zeit vor allem darauf an, Dänemark von den redlichen Absichten der Alliirten zu überzeugen und auf dem nächsten Schwedischen Reichstage zur Mitwirkung behufs Wiederherstellung der Regierungsform von 1720 und Annäherung Schwedens an das Preussisch-Russische System zu bestimmen, um dieses Reich „zu einem interessirten und nützlichen Mitglied“ der Nordischen Allianz zu machen. Hinsichtlich des ersten Punktes habe Panin vorgeschlagen, auf dem kommenden Reichstage die Verfassungsbestimmung, welche den Reichsständen das Recht zur gänzlichen Umwandlung und Umwälzung der Regierungsform verleihe, dahin abzuändern, dass diese Clausel in Zukunft nur für formelle Bestimmungen, nicht aber für solche Paragraphen gelten solle, „die recht eigentlich die Machtvertheilung zwischen König und Reichsrath festsetzen“ und daher „als ewiges, unabänderliches Gesetz“ bestehen bleiben müssten, sowie alles das rückgängig zu machen, was auf dem Reichstage 1755–56 von den Ständen gegen den König beschlossen und veröffentlicht worden. Denn nur hierdurch könne man sich die Zuneigung des Hofes erwerben und eine Partei in Schweden schaffen, welche den Freunden Frankreichs das Gleichgewicht zu bieten und schliesslich auch auf dem Reichstage das Uebergewicht zu erlangen

  1. Ueber dieses Gespräch handelt der Bericht Solms’ vom 13/24. Juli. Sbornik XXII, 271–75.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_318.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)