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Landmarschallswahl, die Schaffung einer Antifranzösischen Majorität im Geheimen Ausschuss und die Hintertreibung einer Französisch-Schwedischen Allianz bezeichnete.

Während diese Verhandlungen sich abspielten, waren die fremden Gesandten in der Schwedischen Hauptstadt geschäftig, sich der Unterstützung der Königin Ulrike und ihrer Freunde zu vergewissern, um mit deren Beistand einen den Wünschen ihrer Regierungen möglichst entsprechenden Reichstag zu Stande zu bringen[1]. Einen günstigen Ausgang versprachen anfangs die Bemühungen Goodricke’s, der von seinem Kopenhagener Aufenthalt her bei Ulrike persona gratissima war[2]. Anfang Juli hatte derselbe durch Vermittlung Cocceiji’s auf dem Schlosse Karlberg eine lange geheime Unterredung mit der Königin, die über ihre Stellung zu den Parteien und über ihre Zukunftspläne sich in so massvoller Weise äusserte, dass Goodricke später hochbefriedigt dem Preussischen Gesandten erklärte, er werde sofort bei dem Londoner Ministerium die Nothwendigkeit einer wirksamen Unterstützung des Schwedischen Königspaares energisch betonen[3]. Aber in London war man anderer Meinung[4], und zwar mit Recht. Denn schon nach wenigen Wochen stellte es sich heraus, dass die friedlichen Versicherungen Ulrikens nichts weiter als eitles Blendwerk gewesen. Auf Befragen Osterman’s musste nämlich ein hervorragender Führer der Hofpartei,

  1. Wenige Wochen, nachdem wir die obigen Zeilen niedergeschrieben, ist dem Stockholmer Reichsarchiv eine grössere Anzahl von bisher unbekannten, höchst werthvollen Actenstücken überwiesen worden, aus denen u. a. zur Evidenz hervorgeht, dass zwischen der Königin Ulrike und der Kaiserin Katharina 1764 und 1765 geheime Unterhandlungen behufs Erweiterung der königlichen Machtbefugnisse in Schweden stattgefunden haben. Als Vermittler fungirte anfangs der Russe Stachiew, später der Schwedische Gesandte, Graf C. W. Düben in Petersburg, welcher mit dem Vertrauensmann Ulrikens, dem Kammerherrn N. Ph. Gyldenstolpe, einen eifrigen Briefwechsel in Chiffern unterhielt.
  2. Friedrich an Cocceiji, 28. April: Goodricke habe zu dem Preussischen Gesandten Borcke in Kopenhagen geäussert, er glaube sich „autorisirt“ „à rechercher autant qu’il est possible, les bonnes grâces de Ma Soeur“.
  3. Bericht Cocceiji’s vom 6. Juli. Vgl. auch die Ausführungen Malmström’s V, 256–57 auf Grund der Depeschen Goodricke’s.
  4. Friedrich an Cocceiji, 9. August: „Le Gouvernement présent de l’Angleterre n’a du tout envie de lâcher de l’argent à la Cour de Suède, de sorte que vous ne laisserez pas d’en prévenir convenablement Ma Soeur“.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_325.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)