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Ausschuss oder sie werde sofort Stockholm verlassen, und fertigte die Einwände Cocceiji’s durch die beissende Antwort ab, sie habe ja jederzeit das Unglück gehabt, die Gesandten ihres königlichen Bruders eine von der ihrigen abweichende Meinung vertreten zu sehen[1].

Vergebens bemühte sich der Preussische Gesandte wiederholentlich auf Befehl seiner Regierung und auf Wunsch des Petersburger Hofes, durch geschickte Insinuationen die Vorstellungen Osterman’s und Goodricke’s bei der Königin zu unterstützen und dieselbe von der Nothwendigkeit einer besonnenen, massvollen Haltung zu überzeugen[2]. Vergebens suchte König Friedrich in zahlreichen Schreiben seiner Schwester die Lauterkeit der Absichten Russlands und Englands und ihren ehrlichen Wunsch nach Wiederherstellung der Privilegien des Schwedischen Königs zu beweisen[3]. Vergebens endlich bemühten sich verschiedene ehemalige Anhänger Ulrikens, wie die Grafen Bielke und Horn, zwischen den beiden feindlichen Parteien zu vermitteln[4]. Die zwischen dem Hofe und der Russisch-Englischen Partei bestehende Kluft erweiterte sich trotz alledem mit jedem Tage, und Anfang März begaben sich König und Königin, wie sie früher angedroht hatten, nach dem Lustschlosse Ulriksdal, angeblich, um „die grossen Fasten“ dort zu verbringen und den Prinzen Karl in aller Stille zur Communion vorbereiten zu lassen, in Wahrheit jedoch, um dem Stockholmer Publicum ihr Missvergnügen über die Erfolge der Mützen zu bekunden[5].

In Petersburg war man über das Benehmen Ulrikens und den Aufbruch des Hofes nach Ulriksdal im höchsten Grade ungehalten[6],

  1. Cocceiji, 22. Januar, vgl. Solowjew XXVI, 182.
  2. Friedrich an Cocceiji, 5. und 29. Januar, 2. Februar; Preussische Ministerialnote an Cocceiji, 22. Januar; vgl. Solms an Friedrich 15./26. Januar, Sbornik XXII, 358, sowie Rescript an Osterman vom 7./18. Februar [Russ.], Sbornik LVII, 422 (Antwort auf O.’s Depesche vom 14./25. Januar).
  3. Vgl. die neuerdings im Stockholmer Reichsarchiv aufgefundenen Briefe des Preussischen Königs an Ulrike vom 27. December 1764, 26. Januar und 3. März 1765. Der in Fersen’s Hist. Skrift. III, 330–31 (Stockholm 1869) abgedruckte Brief ist derjenige vom 3. März 1765.
  4. Cocceiji, 11. u. 29. Januar, 1. März; Preussische Ministerialnote vom 9. März an Cocceiji.
  5. Bericht Osterman’s, citirt bei Solowjew XXVI, 184.
  6. Depesche
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_334.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)