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Collegen und bei Panin sich zu ihren Gunsten verwenden zu wollen versprach. Aber sie hatte die Rechnung ohne den Wirth gemacht. War Osterman schon über die ersten Zornesworte der Königin „sehr pikirt“ gewesen[1], so wurde er von noch viel heftigerem Unwillen erfasst, als er vernahm, dass sie mit Uebergehung seiner Person sich an seinen „Subdelegirten“ gewandt, beklagte sich bei Cocceiji bitter über Stachiew, „der mit verdächtigen Personen liirt sei“ und ihn bei dem Königspaar „auszustechen“ (supplanter) suche, wies die von Ulrike vorgeschlagenen Vermittler Schwerin und Gyldenstolpe wegen ihrer Zugehörigkeit zur Französischen Partei zurück, und erklärte „kurz und bündig“ (nettement), er werde in Anbetracht der „gegenwärtigen Disposition“ des Hofes keinesfalls vor Abschluss der Reichsrathsangelegenheit einen Schritt zu Gunsten der königlichen Interessen unternehmen[2]; eine Erklärung, die er um so eher abgeben durfte, als er vor kurzem ein in noch viel schärferer Tonart abgefasstes Rescript aus Petersburg erhalten hatte[3].

So erhob sich denn ein erbitterter Streit zwischen den Mützen, welche schonungslos gegen die Franzosenfreunde im Senat vorzugehen beabsichtigten, und den Hüten, welche den Kampf energisch aufzunehmen gewillt waren und von mehreren Seiten kräftigen Beistand erhielten, so von der Dänischen Regierung, welche trotz des wenige Monate zuvor mit Russland

  1. So sagt Cocceiji in der Depesche vom 14. Juni.
  2. Cocceiji, 25. Juni, 2., 5. und 16. Juli.
  3. In dem Rescript vom 28. Mai/8. Juni [Russ.] heisst es: „In gleicher Weise sehen Wir einen nicht geringen Nutzen für die Zukunft auch darin, dass die Hauptstützen Frankreichs, die Senatoren Ekeblad und Scheffer, aus dem Senat ausgeschlossen und andere aus der Zahl der Wohlgesinnten an ihrer Stelle gewählt würden. Durch eine solche Operation und den freiwilligen Abgang gewisser anderer aus der Französischen Partei werden die Wohlgesinnten überall das Uebergewicht behalten.“ Sbornik LVII, 269–70. – In einem späteren Erlass (30. Juli/10. August [Russ.]) wird zwar „die kluge Antwort“ Stachiew’s auf die Aeusserungen des Königspaares gebilligt, gleichzeitig aber bezweifelt, „dass diese Worte eine Wendung zum Bessern in den Ideen und dem Benehmen Ihrer Majestäten herbeiführen werden“. O. erhält daher die Weisung, dieselben ihrem Loose zu überlassen und sich einzig um die Aufrechterhaltung des Uebergewichts der „wohlgesinnten Partei“ zu bemühen, wozu namentlich die Stimmenmehrheit im Reichsrath beitragen könne. Sbornik LVII, 430.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_339.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)