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Kaum hatte indessen diese Instruction den Boden Russlands verlassen, als aus Stockholm eine Depesche eintraf, des Inhalts, Gustav sei nach wie vor zur Vermählung mit Sophia Magdalena wenig geneigt und wünsche weit mehr eine eheliche Verbindung mit einer Brandenburgischen, Braunschweigischen oder Englischen Prinzessin. Mit dieser Nachricht trat die Heirathsfrage für den Petersburger Hof in ein völlig neues Stadium. Die Kaiserin schrieb an den Rand der Depesche: „Die beste der drei Bräute ist anscheinend die Englische. Das ist den Intentionen Frankreichs diametral entgegengesetzt“[1], und in ähnlichem Sinne äusserte Panin zu Osterman, er solle, „wofern die Dänischen Bemühungen nicht schliesslich die Abneigung Ihrer Schwedischen Majestäten überwinden“, „insgeheim“ bei Goodricke insinuiren, „ob der Londoner Hof nicht Lust habe, aus einem solchen Umstande Nutzen zu ziehen und den Schwedischen Kronprinzen mit einer der eigenen königlichen Prinzessinnen zu verheirathen“, worüber man sich in Dänemark um so eher zu trösten wissen werde, als Kronprinz Christian ja mit einer Englischen Prinzessin verlobt sei, und man ausserdem dann nicht mehr in Kopenhagen die Verbindung Gustav’s mit einer Hohenzollern-Prinzessin zu befürchten brauche[2].

Sicherlich würde Panin einen viel schärferen Ton angeschlagen haben, hätte er etwas von dem schweren Vertragsbruch geahnt, den, wie früher erwähnt, gerade in jenen Tagen Bernstorff sich zu Schulden kommen liess, indem er eine grosse Geldsumme heimlich dem Französischen Botschafter zur Rettung Ekeblad’s und Scheffer’s anwies. Denn als man Anfang August durch den Umweg über England von jener Geldsendung am Petersburger Hofe Kunde erhielt, erhob sich in Russland ein wahrer Sturm der Entrüstung. Panin, welcher das Benehmen der Dänischen Regierung um so weniger entschuldbar erachtete, als Russland dieselbe in der Heirathsangelegenheit jederzeit „auf alle mögliche Art und Weise“ unterstützt habe, sprach grollend davon, in Zukunft „auf den Dänischen Hof nicht weiter zu

  1. Ein Auszug aus O.’s Relation vom 8./19. April und die halb Russische, halb Französische Randbemerkung Katharina’s abgedr. in: Sbornik LVII, 271–72.
  2. Rescript vom 28. Mai/8. Juni [Russ.], Sbornik LVII, 267–68.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_344.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)